Ein Tag auf der King Air - Ein Flugbericht

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Leser,


    mein Name ist Marcus Kill und ich arbeite für die Star Wings Aviation, eine Fluggesellschaft die sich auf den Einsatz von kleinen Executive-Jets spezialisiert hat. Einen davon, die Beechraft King Air 200, fliege ich mit meinem Kollegen, Dietmar Freud. Wir haben keine festen Ziele, es kommt darauf an, wo man uns haben will. Am einen Tag bringen wir eine Familie schnell und zugleich exklusiv in den Urlaub an Frankreichs Südküste, den nächsten Tag fliegen wir chinesische Geschäftsmänner in die Wirtschaftsmetropolen Europas. Ein sehr abwechslungsreicher Job also, wo man nicht immer nur zweimal am Tag Mallorca hin und zurück fliegt (wobei das heute ein bisschen anders ist). Aber warum schreibe ich das ganze hier? Nun, heute will ich sie mitnehmen auf einen meiner Arbeitstage.


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    6:40 Uhr – Sonntagmorgen. Manchmal hasse ich meinen Job. Der Wecker klingelt. Den Tag heute hätte ich wunderbar mit Frau und Kind verbringen können. Stattdessen steht ein langer Tag auf dem Plan, an dessen Ende ich nicht wieder zurück zuhause sein werde. Der Plan für heute sieht so aus:


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    Um 9 Uhr lokal machen wir uns in unserer Beech King Air 200 mit 6 Geschäftsmännern an Bord auf den Weg nach Southampton. Dort nehmen wir eine 8-köpfige Sippe bestehend aus einer jungen, erfolgreichen Familie und Großeltern auf, die nach Mallorca wollen. Da für dieses Wochenende viel Verkehr auf dem Hauptflughafen PMI gemeldet ist und die Abfertigungsgebühren eh horrend sind, geht es nach Son Bonet, ein kleiner Flughafen komplett auf General Aviation ausgelegt, an dem die Gebühren vergleichsweise gering sind. Von dort aus geht es noch auf einem kleinen Hüpfer weiter nach Menorca, wo wir morgen in den Abendstunden wiederum eine Familie aufnehmen, die zurück nach Deutschland will. Es wird also ein langer Tag.


    Um kurz vor 8 treffe ich am GAT in Köln ein. Schon an der Einfahrt stehe ich den Flieger, der am vorigen Tag aus dem schweizerischen Samedan gekommen ist. Vorher gehe ich kurz durch den Briefingroom, wo ich zweimal den gesamten Flugplan ausdrucke. Die Route für das erste Leg heute sieht so aus:


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    Beim Workaround treffen die Gäste ein. Ihrer Laune nach zu urteilen hat Köln ihnen gefallen. Hoffentlich können sie in ihrem Zustand ihren Mageninhalt bei sich behalten. Bequem wird es nicht gerade werden.


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    Nach einem mehr oder weniger ereignislosen Flug sind wir hier auf dem ILS für die Landebahn 20 in Southampton. Unschwer lässt sich erkennen, dass das Wetter nicht das Beste ist. Die Familie, die nach Mallorca will würd sich freuen, endlich wegzukommen.


    Die King Air ist ein besonderes Flugzeug. Man muss sehr vorrausschauend fliegen, da die Triebwerke eher träge reagieren. Wenn man einmal zu langsam ist, sollte man sich was einfallen lassen, um da wieder rauszukommen. Auf die beiden Engines kann man lange warten. Außerdem sollte man auf dem ILS mit der Drehzahl der Propeller aufpassen. Bei 1700-1850 Umdrehungen pro Minuten können die Propeller das ILS-Signal stören.


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    Wir sind sicher gelandet. Am GAT laden wir die Geschäftsmänner aus, die direkt, trotz des schlechten Wetters, gut gelaunt ins Taxi eilen.
    Schnell die Kabine wieder auf Vordermann bringen, auch wenn es da bei gut gesitteten Geschäftsmännern oft nicht viel zu tun gibt.
    Während Dietmar schnell ins OPS eilt, um die neuen Flugpläne zu drucken und die Familie abzuholen, checke ich schnell die Batterie. Dies sollte man bei der King Air 200 generell öfters machen, da das komplette Glascockpit auf Batterie einiges an Energie zieht. Wenn keine GPU zur Verfügung steht, hält die Batterie mit eingeschalteter Avionik rund 30 Minuten. Aber dann ist die Batterie alle und kein Saft mehr da, um die Triebwerke zu starten. Man hätte also den Flugplan in das G1000 eingegeben, kommt aber nicht vom Fleck. Und von Hand andrehen möchte man die Turboprops wirklich nicht. Deswegen starten wir normalerweise erst die Triebwerke, schalten danach die Avionik an und programmieren erst dann das G1000.


    Ein paar Euro für den Treibstoff sind immer noch billiger als alle paar Flüge eine neue Batterie zu kaufen. Selbst wenn wir uns aber schon den Strom durch das Abschalten der Avionik sparen, auch beim Engine Start muss man auf der Hut sein.
    Hier reicht der Saft für genau drei Startversuche, danach steht man wieder vor oben genannten Problem. Also, vor allem in Sachen Energiemanagement muss man bei der King Air aufpassen. Ein Preis den man bei den hochgezüchteten System wohl zahlen muss. Zwischendurch habe ich noch Zeit gefunden, dieses Bild der D-IVIP zu schießen. Wie viele Flugstunden habe ich mit ihr schon verbracht und wie viele Flughäfen besucht? Ich weiß es ehrlich gesagt schon gar nicht mehr.


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    Inzwischen ist unser Co-Pilot mit der Familie zum Flieger zurückgekehrt. Alle angeschnallt? Los geht’s. Der Engine Start klappt. Beim ersten Versuch.


    Wiederum einige Zeit später befinden wir uns im Sinkflug in Richtung des Pollensa-VOR’s im Nordwesten Mallorcas. Da Son Bonet nur ein kleiner Flughafen ist, hat er keinerlei instrumentale Anflugverfahren. Da der Luftraum um Mallorca von Restriktionen nur so vollgebombt ist, haben wir uns entschieden, bereits bei Pollensa den IFR-Flugplan zu schließen und VFR weiterzufliegen.


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    Interessant dabei ist, dass wir ab hier bei circa 1000 Fuß über dem Boden bleiben müssen, um den anfliegenden Verkehr auf den großen, internationalen Flughafen nicht zu behindern. Entlang der Autobahn geht es an der Stadt Inca und von dort aus geradeaus Richtung Palma. Da noch recht wenig los ist, entscheiden wir uns für einen direkten Anflug auf Piste 23. Auf dem ILS24L beim benachbarten PMI ist allerdings die Hölle los. Der Abstand ist erschreckend gering!


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    Hier haben wir ein paar Minuten zum Entspannen und das schnuppern von mediterraner Luft. In einer halben Stunde etwa geht es weiter nach Menorca, wo wir in einem schönem Hotel einen Tag off haben, bevor es zurück nach Deutschland geht. In der Zwischenzeit habe ich unseren Flugplan fertig ausgefüllt.


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    Als wir zum Flieger zurückkehren, hat sich eine weitere Maschine zu uns gesellt. Nach einem kurzen Gespräch mit dem ebenfalls deutschen Piloten stellt sich heraus, dass er heute mit seiner Cheyenne den langen Weg von Lübeck nach Mallorca auf sich genommen hat. Ganze 4 Stunden hat er dafür aufgrund des Winds gebraucht! Da lobe ich mir die King Air. In der gleichen Zeit haben wir noch den Schlenker über England mitgenommen. Er beschließt, uns nach Menorca zu folgen. Die Insel sei eh viel ruhiger, meint er.


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    Also los geht’s. Da ein IFR-Pickup auf der kurzen Strecke nicht lohnenswert ist, fliegen wir komplett VFR. Erst wieder Richtung Norden über Inca und dann kurz vor dem POS-VOR gen Osten Richtung Menorca.


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    Die Sicht ist zugegeben nicht die Beste, aber wir haben den westlichen Anflugsektor in Menorca getroffen und sind sicher gelandet. Somit geht ein langer Arbeitstag zu Ende, jetzt geht es nur noch in den Mietmagen um in dem kleinen Hotel, das die Company auf Menorca immer bucht, zu entspannen. Hier endet auch dieser Bericht. Ich hoffe, der Einblick in mein tägliches Leben hat ihnen gefallen!


    Vielleicht bis bald,


    Ihr Marcus Kill.


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