Freeware / FS9 - Antonov An-12 von V. Zhyhulskiy - Kurzreview

  • Vorbild
    Über die An-12 braucht man nicht mehr allzuviel sagen, sie war lange Jahre das Standard-Transportflugzeug der sowjetischen Luftwaffe. Einen kurzen Überblick kann man sich hier
    http://de.wikipedia.org/wiki/A…ia.org/wiki/Antonow_An-12 ]
    bei wikipedia verschaffen.
    Nach dem Zerfall der Sowjetunion kamen viele Maschinen der Aeroflot, aber wohl auch der Luftwaffe in dritte Hände und sie heute wohl in der ganzen Welt zu finden. Der Einsatz reicht dabei vom klassischen Lufttransport über Werbeaufnahmen für Automobile bis zur Verwendung als Behelfsbomber im Sudan, man darf im Simulator also mit ihr so gut wie überall unterwegs sein.


    Lieferumfang
    Die Datei gibt es bei avsim.ru in der Final Version des Autors vom 11.02.09, und genau diese wurde auch getestet. Geliefert werden eine An-12BK und eine An-12BK Cargo mit verschiedenen Texturen. Für die An-12BK Cargo gibt es noch einmal zwei Modelle, so daß insgesamt 3 Modelle verfügbar sind. Dabei unterscheiden sich die Cockpits der Maschinen jedoch nicht, auch die Flugeigenschaften sind gleich.
    Flugzeugspezifische Effekte liegen bei.
    Im Ordner Media sind zusätzlich noch zwei Lieder als mp3-Dateien enthalten.


    Dokumentation
    Das Manual gibt es sowohl in Russisch als auch in Englisch jeweils als word- als auch als pdf-Datei.
    Die Installation ist beschrieben, allerdings enthält das getestete Paket zwei Modelle und nicht nur die im Manual beschriebene Variante An-12BK. Die AN-12 BK Cargo kann jedoch genauso wie die An-12 BK installiert werden. Allerdings fehlen hier die cab-Dateien für die Gauges, das in der panel.cfg jedoch auf die andere Maschine verwiesen wird, sollte das kein Problem sein – vorausgesetzt beide Flugzeuge werden installiert. Da sich Flugeigenschaften und Panele nicht unterscheiden, spricht nichts dagegen, beide Ordner per Hand zusammenzufassen.
    Gemein ist nur, daß die für alle Varianten gleichen Texturen im Ordner !!! COPY textures stecken und in jeden einzelnen Texturordner jeweils hineinkopiert werden müssen.
    Wer – wie ich – die Bezeichnung der Ordner für die Flugzeuge ändert, muß natürlich die Pfade jeweils in der panel.cfg und der sound.cfg der BK Cargo anpassen, sonst findet der Flusi die entsprechenden Dateien nicht.
    Die Beschreibung des Panels beschränkt sich auf eine Übersicht der Instrumente, der vom Autor vorgenommenen Einschränkungen bzw. Änderungen ihrer Funktionsweise und der simulatorspezifischen Orientierung im Cockpit. Checklisten u. ä. sucht man hier vergeblich – was letztendlich aber auch nicht stört.


    Außenmodell
    Das Außenmodell ist insgesamt gut gelungen und gibt die Proportionen des Vorbildes gut wieder. Anbauteile wie Antennen usw. sind vorhanden und sitzen am rechten Fleck, das Fahrwerk ist sehr detailliert ausgefallen. Allerdings sollte man mindestens eine Flugzeuglänge Abstand halten, darunter wirken runde Teile doch sehr eckig – aber das spart schließlich Polygone und schont die framerate. Am Tragflächenansatz sind einige Probleme beim Smoothing nicht zu übersehen, gerade die Tragflächenunterseite wirkt hier sehr unschön. Die Steuerflächen und Klappen sind animiert, Türen und Laderaumluke können geöffnet werden. Die Steuerung erfolgt über die standardmäßigen Tastenkombinationen für Heckfanghaken usw., wer diese gelöscht oder geändert hat, wird sie wieder einrichten müssen. Probleme machen hier nur die Bremsklötze, lädt man das Flugzeug am Boden mit laufenden Motoren, bekommt man sie ohne weiteres nicht wieder weg.
    Sowohl Triebwerke als auch Frachtraum weisen Lücken beim Innenausbau auf, unter bestimmten Blickwinkeln kann man durch sie hindurchsehen, aber das dürfte im Normalbetrieb kaum stören.


    Virtual Cockpit
    Vladimir ist seit der An-26 dazu übergegangen, im VC die Besatzung darzustellen. Das bringt einerseits Leben in die Bude, andererseits wirken die Figuren sehr puppenhaft und machen schlagartig und deutlich klar, daß man hier in einem virtuellen Cockpit sitzt.
    Die Raumaufteilung ist gelungen und entspricht den bekannten Vorbildfotos.
    Insgesamt wirkt das ganze VC aufgrund der groben Modellierung und der unstrukturierten Materialoberflächen jedoch sehr spielzeughaft.
    Ablesen läßt sich im VC einiges, bedienen nur der Yoke, die Throttle und der Fahrwerkshebel!
    Die Auflösung der Texturen des Overhead-Panels ist zu gering, sie wirken schwammig. Fliegen nur aus dem VC kann man das Teil nicht, dazu braucht man das 2D-Panel - oder man öffnet über clickspots die entsprechenden Fenster.


    2D-Panel
    Grafisch durchaus gelungen, fallen hier zunächst einmal die großen und prominent plazierten clickspots auf.
    Seltsam ist, daß der AP im Main Panel zwar alles anzeigt, zum Bedienen jedoch über clickspot ein extra Fenster aufgeklappt werden muß.
    Die Instrumente entsprechen grafisch dem mittlerweile (recht hohem) Standard sowjetischer Freeware-Instrumente, nur die DME-Anzeige erinnert optisch an den FS98.


    Funk-und Naviagtionsausrüstung
    Optisch zwar an sowjetische Geräte erinnernd, wird jedoch nur der Funktionsumfang des Standard-MSFS dargestellt. Das erleichtert zwar die Eingewöhnung und läßt für nichtrussischsprechende Piloten eine intuitive Bedienung zu, ist aber von der Realität weit entfernt. RSBN-Navigation ist nicht möglich.


    Bordingenieur
    Das Panel der Bordingenieurs ist zweigeteilt und kann über die clickspots S und BT aufgerufen werden. Die Beschriftung ist russisch / englisch, die Bedienung entspricht wieder der MSFS-Standard. Die Startprozedur ist stark vereinfacht, es müssen hier nur die entsprechenden Kippschalter betätigt werden, etwas enttäuschend für diejenigen, die die Startzeremonien sowjetischer Gasturbinen kennen- und hassen gelernt haben. Allerdings sollten zum Starten die Pumpen eingeschaltet sein! Das Starten der Motoren funktioniert auch über Strg-E. Im unteren Teil des rechten Panels kann die Ladeluke geöffnet und die Fracht auf dem Boden abgesetzt werden. Bei Falschbedienung rollt der Uaz aber auch schon mal durch die geschlossene (obere) Ladeluke.
    Autopilot
    Der Autopilot ist ebenfalls sehr vereinfacht und hat rein gar nichts mit dem AP-5 bzw. seinen Nachfolgern zu tun, aber er ist ebenso fast intuitiv bedienbar. Höhe halten wird am linken oberen Kippschalter geschaltet, der horizontale Kanal am rechten oberen. Der Knopf rechts unten schaltet dann zwischen HDG und NAV-Modus um. Die Parameter für den Autopiloten werden direkt an der Ziffernanzeige eingestellt, der Knopf in der Mitte ist funktionslos. Allerdings funktioniert das Einstellen der Höhe (bei mir) nicht, das Flugzeug steigt auch nach erreichen der eingestellten Höhe weiter, statt dessen muß die Sinkrate auf 0 gestellt werden.


    Sonstiges
    Für die Landung kann ein gesondertes Fenster mit einer höheren Sitzposition aufgerufen werden. Sehr schön auch die extra aufzurufende Sicht vom Platz des Navigators aus.


    Sound
    Der Autor macht im Manual darauf aufmerksam, daß er kein Sound-Spezialist ist, aber die beigefügten Dateien klingen in meinen Ohren durchaus ansprechend.
    Die callouts sind übrigens in Englisch.


    Texturen
    Die Texturen entsprechen dem gewohnten Standard, der Rumpf ist immerhin auf drei 1024*1024 bitmaps aufgeteilt und entsprechend gut detailliert – allerdings ist die An-12 doch ein recht großes Flugzeug, deshalb sollte man auch aus diesem Grund die Flugzeuglänge Abstand halten.
    Auf avsim.ru bzw. avsim.com sind mittlerweile vielfältige Austauschtexturen erhältlich.


    Flugeigenschaften
    Das Modell erhebt sicherlich nicht den Anspruch superrealistisch zu sein. Insgesamt sind nur 4 Load-Stations vorgesehen –für die Besatzung. Fracht wird nicht simuliert, die Flugeigenschaften einer vollbeladenen Antonov unterscheiden sich nicht von denen einer leeren.
    Mir erscheint sie schon am Boden überpowert, sie steigt auch zügig und liegt dabei die ein Brett in der Luft.
    Mit drei Motoren kann man im Horizontalflug noch beschleunigen., mit zwei Motoren auf einer Seite noch in der Luft halten.
    Ausgetrimmt nimmt sie bei ca 125-130 KIAS die Nase runter und holt Fahrt auf, zieht man wieder, reißt die Strömung bei 105-110 KIAS ab, das Flugzeug sackt dabei stumpf nach unten weg.


    Fazit
    Ansprechendes Außenmodell mit einfachen Flugeigenschaften - jedoch nichts für jemanden, der die superealistische Simulation mit 110% Systemtiefe sucht, wohl aber für den, der mal eine andere, weil exotische und historische Herausforderungen in vertretbarer Zeit meistern und daran Spaß haben will. .
    Das englischsprachige Manual macht das Paket auch für nicht russisch-sprechende Nutzer handhabbar. Die vereinfachten Systeme und ihre gewohnte Bedienung sollten das Flugzeug jedoch gerade für Nutzer interessant machen, die bisher vor kyrillischen Lettern und einer manchmal völlig andersartigen Designphilosophie zurückgesteckt sind. Für die dürfte die An-12 ein gelungener Einstieg in die Faszination russischer Uhrenläden sein!



    Gruß R.