Denn sie wusste nicht was sie tut....
Er sah sie mit einem Ausdruck von Entsetzen und Erstaunen an. „Du hast dir wirklich gemerkt, was ich dir erzählt habe?“, fragte er.
„Ich merke mir so gut wie alles was du sagst!“, entgegnete sie mit einer Spur von Trotz.
„Wieso bist du so erstaunt? Du hast mir die Sache doch gut erklärt.“
„Ui! Jetzt muss ich wohl wirklich aufpassen was ich erzähle.“, schmunzelte er, „Du merkst ja nun, wenn ich etwas Falsches erzähle.“
Die zweite Begegnung der erstaunlichen Art folgte ziemlich rasch.
Nachdem ich beim ersten Besuch in seiner Wohnung schon Flusiluft geschnuppert hatte und mit in diesen magischen Bann gezogen wurde, offenbarte sich mir während der Sommerferien zunehmend das ganze Ausmaß der Flusiwelt. Da ich als Lehrerin das Glück habe im Sommer 6 Wochen am Stück frei zu haben, nutzte ich diese Gelegenheit, um den neuen Mann in meinem Leben und seine Gewohnheiten besser kennen zu lernen.
Vormittags saß ich meist in der angenehm kühlen Wohnung und schmökerte in meinem Roman, denn am Nachmittag wollte ich Zeit mit meinem Liebsten verbringen. Wenn dieser jedoch von seiner Schicht kam, war sein erster Gang zum PC. „Ich muss nur schnell gucken, was es neues gibt.“, lächelte er mir entgegen. Mit seinem Lächeln und der beschwichtigenden Aussage, nahm er mir schon gleich den Wind aus den Segeln, denn eigentlich war ich enttäuscht darüber, dass ich nicht die erste Geige spielte.
Als der PC nun an war, surfte er auf verschiedenen Seiten umher, die ausschließlich mit der Fliegerei zu tun hatten. Begeistert las er mir den einen oder anderen Artikel vor und erklärte mir worum es ging. Von der Couch aus sah ich nur ein orangefarbenes Banner am oberen Bildschirmrand des rechten Bildschirms und eine bläuliche Internetseite auf dem linken Bildschirm. Da ich nun schweren Herzens beschlossen hatte nicht zu schmollen und mich stattdessen für seine Artikel zu interessieren, stand ich auf und nahm den Platz neben ihm am Computer ein. Er las weiter vor und deutete auf den Bildschirm. Das orangefarbene Banner entpuppte sich als Headline eines Forums und hinter der bläulichen Seite versteckte sich die IVAO Homepage.
„Guck mal. Hier wird einer aus dem Forum nach St. Maarten fliegen.“, hörte ich ihn sagen und sah wie er auf den Beitrag in der Mitte des Bildschirms deutete. „Ist doch schön.“, entgegnete ich ihm, da ich mit der Aussage nicht viel verbinden konnte. St. Maartin erinnerte mich bloß an die schulischen Sankt Martins Veranstaltungen und das fand ich nun wenig spektakulär. „Hochzeitsreise nach St. Maarten. Das ist doch mal was. Das machen wir auch, wenn wir mal heiraten.“ Ich hörte seine Worte und konnte einfach nichts mit dieser Ortsbezeichnung anfangen. Die Unwissenheit musste man wohl in meinen Augen ablesen können, denn nun suchte er im Netz Bilder von St. Maarten. „Die Flieger fliegen so tief bei der Landung, dass man sie vom Strand aus fast berühren könnte.“, sagte er. „ Und genau hinter dem Strand beginnt die Landebahn. Hier guck mal.“
Ich betrachtete die Bilder interessiert und war wirklich erstaunt über das was ich da sah. Die Flugzeuge auf den Fotos flogen wirklich ganz niedrig. Das war also das Besondere an diesem Ort, dass ihn so sehr faszinierte. Ich blickte abwechselnd von den Fotos zu dieser Forumsseite. Dort stand ein Nickname und darunter irgendetwas mit SXM. Auch unter den anderen Namen standen Codes aus Buchstaben, die ich nicht entziffern konnte. Ich fragte nach und lies mir die geheimen Codes erklären. Dahinter steckte aber gar keine Zauberei, sondern einfach nur die Abkürzungen von diversen Flughäfen.
„Das ist alles ganz schön viel. Wie soll ich das alles bloß lernen, damit ich verstehe wovon du redest?“, seufzte ich vor mich hin. Ein warmer und freundlicher Blick begleitete seine Worte. „ Das dauert und du kannst nicht gleich alles verstehen. Ich habe das auch über Jahre gelernt. Melde dich vielleicht einfach in dem Forum an.“
Als ich wieder zu Hause war, dachte ich intensiv darüber nach. Zunächst wusste ich nicht recht, ob das wirklich Sinn machte, denn außer den Flughafen Codes verstand ich nichts von dem was da stand. Aber ich fasste mir ein Herz und überlegte, dass ich ja so einiges lernen könnte. Also registrierte ich mich unter meinem Spitznamen und las zunächst alles was ich ansatzweise verstehen konnte. Natürlich stand von nun an unter meinem Namen, genauer gesagt bei der Ortsangabe, das Kürzel für den nahe gelegenen Flughafen.
Einige Tage später telefonierte ich mit meinem Schatz. Er war offensichtlich erstaunt und überrascht darüber, dass ich noch wusste, wie die Abkürzung für „meinen“ Flughafen lautete. „Na klar!“, entgegnete ich triumphierend. „Ich merke mir doch was du sagst und es interessiert mich ja auch!“ Seine Freude darüber war sogar durch den Telefonhörer zu vernehmen.
Zitat
Hinweis:
Der vom User veröffentlichte Bericht darf für den Privatgebrauch benutzt werden. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung (z.B. in anderen Foren) sind vorbehalten. Kein Teil des Berichts darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm, gedruckte oder elektronische Publikation oder ein anderes Verfahren) ohne ausdrückliche Zustimmung des Users reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Medien verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
