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ZitatAlles anzeigenEin Airline-Chef wie für Hollywood
VON HANS ONKELBACH - zuletzt aktualisiert: 05.09.2009 - 09:30(RP) Anfang der 1990er Jahre gründete der Düsseldorfer Achim Hunold mit nur einem Jet die Fluggesellschaft Air Berlin. Heute ist das Unternehmen nach der Lufthansa Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft. Am Samstag wird Hunold 60.
Joachim Hunold gilt als erfolgreicher Macher. Sein Aufstieg gleicht dem vom Tellerwäscher zum Millionär. Mit 29 Jahren begann er als Gepäckverlader am Flughafen Düsseldorf. Nach der Wende kaufte er die amerikanische Fluglinie "Air Berlin Inc". Aus einem kleinen Unternehmen machte er die zweitgrößte deutsche Fluglinie. Jetzt ist er Chef eines Unternehmens mit Milliarden-Umsatz. Jüngster Coup: Im März kaufte Hunold die Traditionslinie LTU. Das ist Joachim Hunold.
Möglicherweise wird sie mal verfilmt, diese Story. Sie geht ungefähr so: Junger Mann jobbt am Flughafen, um sein Studium zu finanzieren, und wuchtet für eine Fluggesellschaft die Koffer der Passagiere aufs Band oder in den Bauch der Jets. Er ist fleißig, klug, engagiert, arbeitet sich hoch, sitzt schließlich in der Chef-Etage, überwirft sich aber mit dem Mehrheitseigner, fliegt raus und gründet – aus Trotz und weil er glaubt, dass er es besser kann – seine eigene Airline. Mit ihr hat er großen Erfolg, und nach ein paar Jahren kauft er die Firma, die ihn feuerte. Das ist, sehr verkürzt, die Geschichte von Achim Hunold und Air Berlin.
Das viel strapazierte Bild des Tellerwäschers, der zum Millionär wurde – Hunold hat es wahrgemacht. Seine Anfänge damals, Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre bei der LTU waren tatsächlich bescheiden. Er hat wirklich als Aushilfskraft angefangen. Seine Karriere endete jedoch abrupt, als die WestLB zeitweise die Mehrheit bei LTU hatte. Der damalige WestLB-Chef Friedel Neuber konnte mit Leuten wie Hunold nicht umgehen und warf ihn raus. Allerdings mit einer dicken Abfindung, wie es heißt. Dieses Geld und einiges an Krediten nutzte Hunold, um mit dem Amerikaner Kim Lundgren die Deutsche Air Berlin zu gründen – mit einer alten Boeing 707.
Das neue Unternehmen hob mit enormer Geschwindigkeit ab, die Zahl der Flugzeuge stieg so steil wie die der Passagiere. Air Berlin wurde schnell zum stärksten Konkurrenten von Deutschlands bis dato größtem Ferienflieger LTU und überholte den Düsseldorfer Konkurrenten sogar bald.
Mit den Gewerkschaften hat er's nicht so
Immer mittendrin: Achim Hunold. Die Firma wuchs um ihn herum, die gesamte Führung war auf ihn zugeschnitten, er leitete sein Unternehmen wie ein Patriarch. Betriebsrat? Gewerkschaften? Schon die Erwähnung dieser Begriffe trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht: Nie wollte er akzeptieren, dass es so etwas in seiner Air Berlin geben konnte. Damals wurde kolportiert, Hunold hasse zwei Dinge: Schalentiere auf dem Teller und Gewerkschaften im Betrieb – beides schlage ihm auf den Magen.
Seine Abneigung gegen Schalentiere ist geblieben, aber mit den Gewerkschaften hat er sich arrangiert. Denn mit dem Wachstum von Air Berlin, dem Kauf von dba (2006) und LTU (2007) hatte er plötzlich eine Unternehmensstruktur, in der Gewerkschaftsvertreter dabei waren. Hunold, wie so oft intuitiv entscheidend, tat in dieser Lage das einzig Richtige: Er ging auf die Mitarbeitervertreter zu. Verhandelte, einigte sich. Dass er das mit Begeisterung tat, darf bezweifelt werden. Aber seitdem kommt man miteinander klar.
Ein riesiger Freundeskreis
Der Freund klarer und schneller Statements hat außerdem gelernt, dass die für ihn typische Offenheit nicht immer ratsam ist. Im Umgang mit Medien ist er vorsichtiger geworden, vor allem seit dem Börsengang im Mai 2006. Auch ein Selfmademan wie Achim Hunold musste akzeptieren, dass das Börsengesetz Äußerungen über Geschäftsverläufe und Erwartungen nicht gestattet, sondern streng reglementiert. Aber auch damit hat er inzwischen keine Probleme mehr.
Wer ihn lange kennt und heute im persönlichen Umgang erlebt, der stellt fest: Verändert hat er sich kaum. Nach wie vor liebt der gebürtige Düsseldorfer seine Heimatstadt. Seine Familie (Ehefrau Michaela, drei Söhne, eine Tochter) lebt hier. Fortuna Düsseldorf unterstützt er großzügig, auch der Rochus-Club kann beim jährlichen World-Team-Cup auf seine Hilfe rechnen.
Und sein Freundeskreis ist nach wie vor gewaltig: Egal, ob es Prominente sind wie Niki Lauda, Johannes B. Kerner, Boris Becker, Franz Beckenbauer, Veronika Ferres, Hartmut Mehdorn oder weniger bekannte Leute – wenn Hunold spürt, dass die Chemie stimmt, klappt auch der Rest. Typisch Rheinländer, der Hunold unüberhörbar ist, knüpft er schnell Kontakte, ist mit vielen per Du und setzt auf persönliche Beziehungen.
Die werden ihm jetzt sehr viele Glückwünsche einbringen: Am Samstag wird er 60.
Quelle : RP-Online.de