[NEWS]Emirates fliegt nicht auf Air Berlin-Air-Berlin-Chef bleibt gelassen

  • Emirates fliegt nicht auf Air Berlin



    Fluggesellschaft will Wirtschaftskrise ohne Partner und Beteiligungen durchstehen - Airbus A380 fast voll ausgelastet



    Dubai/Paris - Die Fluggesellschaft Emirates aus Dubai plant eine Kooperation mit ihrem Konkurrenten Etihad aus Abu Dhabi. Das bestätigte Emirates-Chef Scheich Ahmed bin Saeed Al-Maktoum im Gespräch mit der WELT. Gleichzeitig erteilte er Gerüchten über eine Fusion mit dem Wettbewerber eine Absage. "Wir sind noch immer alleine und das ist auch gut so."



    Er dementierte hingegen Branchengerüchte, die Fluggesellschaften aus den Golfstaaten mit gut gefüllten Kassen könnten die Wirtschaftskrise nutzen, um bei europäischen Fluggesellschaften wie Air Berlin einzusteigen. "Wir haben beschlossen, keine Beteiligungen zu kaufen. Wir haben das nicht nötig."



    Dennoch sieht bin Saeed Al-Maktoum Chancen, seinen Marktanteil weiter auszubauen. Während andere Airlines ihr Angebot in diesem Jahr zurückfahren, will Emirates seine Kapazitäten erhöhen: Im Passagierverkehr um 14 Prozent und im Frachtverkehr sogar um 17 Prozent. Die Zahl der beförderten Passagiere soll so bis 2013 von 22 Millionen 2008 auf 35 Millionen steigen. Dabei dürfte die Fluggesellschaft von der geografischen Lage der Emirate profitieren. Die internationale Luftfahrtvereinigung IATA geht davon aus, dass das globale Passagieraufkommen 2009 um drei Prozent sinken, im Mittleren Osten und Nordafrika aber um 1,2 Prozent wachsen wird.



    Doch die Krise wird auch an Emirates nicht spurlos vorbeigehen. "2009 wird kein einfaches Jahr für den Luftverkehr, doch wir sehen darin auch eine Chance", sagt der Emirates-Chef. Der Nettogewinn brach in den ersten sechs Monaten des am 30. März endenden Geschäftsjahres 2008/09 aufgrund des starken Anstiegs des Ölpreises um 88 Prozent ein. Der Rückgang des Frachtverkehrs und die geplatzte Immobilienspekulationsblase in Dubai dürften sich nun ebenfalls bemerkbar machen. Emirates-Generaldirektor Tim Clark erwartet, dass das Nettoergebnis für 2008/09 nach einem Rekordgewinn von 1,37 Mrd. Dollar (1,08 Mrd. Euro) im vergangenen Geschäftsjahr auf 543 Mio. (429,28 Mio. Euro) fallen wird.



    Dennoch will der Emirates-Chef im Gegensatz zu anderen Airlines Flugzeugbestellungen weder stornieren noch verschieben. Die Fluggesellschaft, die mit 130 Jets über eine der jüngsten Flotten weltweit verfügt, hat bei Airbus und Boeing 165 Maschinen bestellt, darunter fünf weitere Großraumflugzeuge A380. Während Konkurrenten Schwierigkeiten haben, ihre Flugzeuge zu füllen, liegt die Auslastungsrate beim bereits im Dienst befindlichen A380 von Emirates bei 95 Prozent. "Die Leute lieben es, mit diesem Flugzeug zu fliegen", sagte er.



    Im Schnitt erhält seine Airline zwei neue Flugzeuge pro Monat. Eine moderne Flotte sei wichtig für das Image. "Wir haben Maßstäbe gesetzt. Wir sind heute die einzige Fluggesellschaft, die Duschen an Bord hat", sagte er. "Das wird andere inspirieren."



    Den Passagieren einen gleich bleibend hohen Service bieten, lautet deshalb eines der beiden wichtigsten Ziele. Dubai zur wichtigsten Drehscheibe der Welt ausbauen, ist das andere. Seit dem Herbst hat Emirates deshalb auch San Francisco und Los Angeles im Programm. "Wir versuchen, mehr Flugverkehr hierher zu bringen", sagte Scheich bin Saeed Al-Maktoum, der auch Chairman der Dubai Airports ist. Dabei helfen soll die letzte Einheit des neuen Terminals 3, die Ende 2010 eröffnet werden soll. "Dann können wir 27 Großraumflugzeugzeuge, darunter zwölf A380s, gleichzeitig abfertigen", sagte er.



    Zudem entsteht für 8,2 Mrd. Dollar (6,5 Mrd. Euro) ein zweiter Flughafen in Dubai, der Al Maktoum International Airport. Der erste Teil soll Mitte dieses Jahres fertig sein. Angst, dass angesichts der Krise weniger Touristen in das Emirat kommen, hat Scheich bin Saeed Al-Maktoum nicht: "Wir haben hier schon viele Krisen gesehen: Den ersten Golf-Krieg, den Irak-Krieg, Afghanistan...", sagte er. "Das hat die Menschen aber nie davon abgehalten, hierher zu kommen."



    Quelle: Welt-online



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    Air-Berlin-Chef bleibt gelassen



    Neue Turbulenzen überschatten den 30. Geburtstag von Air Berlin. Wegen ausbleibender Buchungen kappt die Fluggesellschaft die Kapazitäten und will LTU verkaufen. boerse.ARD.de traf Vorstandschef Joachim Hunold auf der ITB und fragte ihn nach der künftigen Strategie.



    Eines zumindest hat der immer wieder kritisierte Air Berlin-Chef geschafft: er hat die Lufthansa verdrängt. Wenn auch nur auf der Tourismusmesse ITB. Statt der abgelegenen Halle 25 residierte Air Berlin in diesem Jahr in der noblen Halle neun und nahm den Platz der Lufthansa ein. Deutschlands größte Airline hatte überraschend den Auftritt auf der Reisemesse abgesagt und gab sich mit einer kleinen Lounge zufrieden.



    Doch so richtig Feierstimmung wollte selbst bei der rheinischen Frohnatur Hunold im 30. Jubiläumsjahr nicht aufkommen. Auf einem Vortrag im Rahmen der ITB äußerte sich der Air-Berlin-Chef zu den Herausforderungen für den Luftverkehr in diesem Jahr und gab sich ungewohnt vorsichtig. Eine Vorhersage, wohin die Branche steuere, wolle er zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Seine einzige Vorhersage blieb vage: Nur Airlines mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis würde überleben. Klar, dass er dazu natürlich Air Berlin zählt.



    Bei LTU "alles auf dem Prüfstand"


    Gegenüber boerse.ARD.de bestätigte Hunold, dass wegen der schwierigen Wirtschaftslage und des Tarifstreits mit den Piloten beim Düsseldorfer Ferienflieger "alles auf den Prüfstand gestellt" werde. Die Plattform von LTU werde zurückgefahren. Auch ein Verkauf der gerade erst 2007 erworbenen Tochter werde geprüft. Von einem Ausstieg aus dem Langstrecken-Geschäft wollte Hunold aber nichts wissen. Ebenso dementierte er einen Wechsel der Konzernstrategie.



    Eine Prognose zum abgelaufenen Geschäftsjahr wollte Hunold nicht abgeben. Indirekt deutete er freilich an, dass keine Gewinnwarnung zu erwarten sei. Vor einem Monat hatte Air Berlin mitgeteilt, 2008 die angepeilte operative Gewinnzone erreicht zu haben. Die genaue Bilanz wird am 30. März veröffentlicht.



    Keine Ahnung von neuem Großaktionär


    Bei der künftigen Aktionärsstruktur von Berlin zeigte sich Hunold ratlos. Er wisse derzeit auch nicht, wer das Aktienpaket des russischstämmigen US-Milliardärs Leonard Blawatnik übernehme. Nach jetzigem Informationsstand halte die UBS das Paket von knapp 19 Prozent der Anteile.



    Die Prophezeiungen von Ryanair-Chef Michael O’Leary, dass Air Berlin bald das Aus drohe, kommentierte Hunold mit den bissigen Worten: "Herrn O’Leary nehme ich schon lange nicht mehr ernst."



    Übernahme durch Lufthansa wäre abwegig


    Spekulationen von Analysten über einen Verkauf von Air Berlin an die Lufthansa hielt Hunold für abwegig. Dies wäre nach seiner Einschätzung allein schon kartellrechtlich nicht möglich. Lufthansa-Vertriebschef Thierry Antinori erklärte am Rande der ITB, dass die Lufthansa kein Interesse an Air Berlin habe.



    Den Kurssturz von Air Berlin bedauerte Hunold. Air Berlin sei aber kein Einzelfall. "Alle Airlines haben gelitten", meinte er. Von mehr Transparenz gegenüber den Air-Berlin-Aktionären wollte er nichts wissen. "Wir sind ausreichend transparent", erklärte er gegenüber boerse.ARD.de. An der Hauptversammlung in London will Hunold festhalten. "Als britisches Unternehmen möchten wir etwas Gutes für den Standort Großbritannien tun."



    Analyst kritisiert unklare Strategie


    Experten äußerten auf der ITB Zweifel an der Überlebensfähigkeit von Air Berlin. Trotz der guten Entwicklung in den ersten neun Monaten 2008 habe Air Berlin bis heute nicht den Nachweis erbracht, dass sie "dauerhaft erfolgreich im Markt sind." Auf Fünf-Jahres-Sicht sei das Unternehmen nicht ertragsstark genug, erklärte Analyst Jürgen Piewper gegenüber boerse.ARD.de. Ihm sei auch nicht klar, was Air Berlin in der Zukunft eigentlich wolle. Es fehle eine klare Strategie, wohin die Reise gehen solle. Mit dem geplanten Verkauf der LTU mache das Unternehmen wieder eine strategische Kehrtwende. Ohne das Langstrecken-Geschäft würden zudem bald wieder Verluste drohen, sagte er.



    Quelle: Börse ARD



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