14.2.2011, 21.45 Uhr, REPORT MAINZ, Das Erste: Fahren bis zum Umfallen

  • http://www.swr.de/report/-/id=…7620720/i9ottp/index.html


    Skandalöse Arbeitsbedingungen für Lokführer im privaten Güterverkehr


    Gerade erst vor zwei Wochen forderte das schwere Zugunglück in Hordorf zehn Menschenleben. Der Lokführer des Güterzuges soll zwei Haltesignale übersehen haben. Die genaue Ursache des Unglücks ist noch unbekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.


    Anlass für uns, die Branche etwas genauer zu beleuchten. Die privaten Unternehmen im Schienengüterverkehr stehen unter enormem Kostendruck. Effizient und günstig sollen die Lokführer auch gefährliche Güter an ihren Bestimmungsort bringen. Wie halten es die Privatanbieter mit Arbeits- und Ruhezeiten und damit auch mit der Sicherheit?


    REPORT MAINZ gegenüber berichten Lokführer auf Güterzügen von Privatbahnen von extralangen Arbeitszeiten: 15 Stunden und mehr im Führerstand seien keine Seltenheit. Vorfahrt für wirtschaftliche Effizienz, die Sicherheit bleibt dabei nicht selten auf der Strecke.



    Den Traumberuf "Lokführer" gibt es nur noch in Kinderaugen. Die Realität sieht häufig anders aus: Nachtschichten, unregelmäßige Dienstzeiten, verdichtete Dienstpläne, und daher kaum Zeit zum Ausruhen. Übermüdung, Schlafmangel, Unkonzentriertheit sind an der Tagesordnung. Und damit steigt auch das Risiko eines Unfalles.

  • REMINDER: bestimmt heftig und interessant--


    Report Mainz über Arbeitsbedingungen im Güterverkehr
    Fahren bis zum Umfallen - Lokführer bei Privatbahnen


    Rund zwei Wochen nach dem Zugunglück mit zehn Toten in Sachsen-Anhalt bei Hordorf, ist die Unfallursache noch immer nicht eindeutig geklärt. Der Lokführer des Güterzuges, der an der Kollision beteiligt war, soll zwei rote Signale überfahren haben. Über mögliche Gründe dafür gibt es bislang weder gesicherte Angaben noch Aussagen. Der Lokführer arbeitet bei einem privaten Unternehmen. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse einer neuen Studie brisant.


    Aus Kostengründen an Sicherheit gespart?


    Report Mainz berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass Lokführer privater Güterverkehrsunternehmen rote Signale dreimal so häufig überfahren wie ihre Kollegen bei der Deutschen Bahn. Das ergeben Berechnungen des Bahnsicherheitsexperten Professor Jochen Trinckauf von der TU Dresden, die dem ARD-Politikmagazin exklusiv vorliegen.


    Trinckauf erklärte dazu: "Solche Zahlen sind ein Achtungszeichen und man muss die Verantwortlichen darauf hinweisen, dafür zu sorgen, dass nicht etwa unter Kostendruck an der Sicherheit gespart wird." Ein großer Teil der Signalüberfahrungen sei dadurch zu erklären, dass Lokführer den Bremsweg falsch einschätzten. Etwa 30 Prozent der Signalüberfahrungen gingen auf Unkonzentriertheit, Müdigkeit und Schlaf zurück.


    Haltesignale 355 Mal in einem Jahr überfahren


    Insgesamt gab es 2009 laut Eisenbahnbundesamt 355 Haltesignalüberfahrungen. Der stellvertretende Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GdL, Sven Grünwoldt, sagte zu diesen Informationen: "Für uns sind das erschreckende Zahlen. Signalüberfahrungen sind das Schlimmste, was auf der Strecke passieren kann. Das kann man sich eigentlich nur damit erklären, dass in der Branche möglicherweise verschärfte Arbeitszeitbestimmungen herrschen und dadurch die Lokomotivführer unaufmerksamer sind."


    Bisher sind 3400 Kilometer eingleisige und 800 Kilometer zweigleisige Strecken nicht mit diesem System ausgestattet, bei dem Züge nach dem Überfahren von Haltesignalen automatisch abgebremst werden. Verkehrsminister Peter Ramsauer hatte die Bahn nach dem Zugunglück in Hordorf aufgefordert, die automatischen Bremssysteme auf verbleibenden Strecken rasch nachzurüsten.


    23 Stunden am Stück auf dem Zug


    Report Mainz liegen exklusiv Arbeitszeitnachweise von Lokführern privater Güterunternehmen vor, wonach über Monate hinweg regelmäßig Zeiten ohne Pause bis hin zu 22 Stunden pro Tag abgerechnet wurden. Ein Lokführer erklärte dazu gegenüber dem Politikmagazin: "Die längste Fahrt, die ich in der Aufzeichnung habe, sind 23 Stunden am Stück. Andere Fahrten waren 17 Stunden, mit drei Stunden Pause auf der Lok, das sind auch wieder 20 Stunden am Stück auf der Lok." Gesetzlich erlaubt sind in Ausnahmefällen Arbeitszeiten bis zu zwölf Stunden.


    Gerade bei Zeitarbeitsfirmen, die Lokführer verleihen, sollen Überstunden Insidern zufolge besonders häufig auftreten. Dazu erklärte ein Lokführer: "Das größte Problem ist doch der Leistungsdruck, der auf diesen Kollegen lastet, Überstunden zu machen in Verbindung mit den fehlenden Kenntnissen, was die Baureihen, was die Strecken anbelangt, hier sehe ich doch ein sehr großes Gefahrenpotential."


    Laut Eisenbahnbundesamt haben mehr als 300 private Eisenbahnunternehmen eine Genehmigung, Güterverkehr auf der Schiene zu betreiben. Der Wettbewerb gilt als hart, der Kostendruck hoch.


    http://www.tagesschau.de/inlan…uehrerbedingungen100.html


    Ausstrahlung: Heute Abend!

  • Verkehrsminister Peter Ramsauer hatte die Bahn nach dem Zugunglück in Hordorf aufgefordert, die automatischen Bremssysteme auf verbleibenden Strecken rasch nachzurüsten.


    Der Herr Ramsauer geht mir mit seinen Kampfparolen um Wähler zu werben tierisch auf den Sack! Soll der Herr Ramsauer sich doch bitte daran erinnern das der Bund immer noch Inhaber des DB Konzerns ist. An der Börse sind wir nämlich immer noch nicht! Irgendwie vergisst der gute Mann das immer. Man könnte ja die halbe Milliarde Rendite, welche die Bahn an den Bund zahlen soll (und das obschon wir noch keine AG sind), doch sicherlich bei DB Netze lassen, dann können die auch die Strecken gescheit in Stand halten... Stattdessen kann man mit dem Geld dann aber lieber ein paar Haushaltslöcher stopfen und dann einfach ein bisschen dumm über die Bahn herziehen, kommt in der Bevölkerung immer gut an. Sorry, mir geht es einfach nur noch auf den Sack! :wall: :cursing:

  • Petach.... da haben sie die richtigen Besucht. Den Beitrag fand ich gut und ich bin froh das wir in unserer Firma so etwas nicht dulden!