Boeing führt erste Rolltests mit 787 durch
EVERETT - Der US Flugzeugbauer Boeing hat am Dienstag die ersten Rolltests (low speed taxi tests) mit der 787 durchgeführt. In der vergangenen Woche hatte Boeing zuvor mit einer Flugsimulationen über 18 Stunden das Final Gauntlet abgeschlossen. "Wir werten die Daten immer noch aus, sind im Final Gauntlet aber auf ein paar Sachen gestoßen", schreibt BCA Marketingdirektor Randy Tinseth in seinem Blog.
Die Mehrzahl der aufgetretenen Fehler sei jedoch noch während der Tests beseitigt worden. "Dies ist alles Teil des Vorgangs und letztlich auch der Grund, weshalb wir Tests durchführen", erklärt Tinseth. Nach Auftreten eines Strukturproblems am Übergang von Wing Box und Tragflächen der 787 hatte Boeing den Erstflug im Programm am 23. Juni kurzfristig abgesagt.
Die Bodentests mit den ersten beiden Flugzeugen der Testflotte, die sich bereits auf der Flightline befinden, werden dennoch fortgesetzt.
Übernahme von Vought-Standort
Boeing hatte gestern bestätigt, den Standort des Zulieferunternehmens Vought Aircraft in Charleston (US Bundesstaat South Carolina) zu übernehmen. Vought Aircraft fertigt in Charleston die hinteren Rumpfsektionen 47 und 48 der Boeing 787, die rund 23 Prozent des Rumpfs der Maschine ausmachen.
Mit Übernahme von Charleston gliedert Boeing folglich einen wesentlichen Teil der Rumpffertigung für die 787 in die eigene Produktionskette ein. Dies bedeute aber nicht, dass Boeing seine Fertigungsstrategie im Programm grundsätzlich in Frage stellt, schreibt Tinseth.
"Wir halten an unserem Geschäftsmodell fest", führt Tinseth aus. "Mit unserem Ansatz wurde ein Flugzeugprogramm eingeführt, in dem bis zu diesem Zeitpunkt mehr Einheiten verkauft wurden, als bei jedem anderen Flugzeug der Geschichte." Gleichwohl habe Boeing auch Lehren aus den Problemen im Programm gezogen.
Standortwahl für zweite FAL noch nicht vorentschieden
Teile der Produktionsplanung seien daher neu entworfen und notwendige Anpassungen vorgenommen worden. Tinseth stellte klar, dass auch mit der Übernahme von Charleston noch keine Vorentscheidung für die Ansiedlung einer zweiten 787-Endontagelinie getroffen wurde.
"Unsere Prioritäten liegen in der Abstellung der Probleme, die mit der Verlegung des Erstflugs in Zusammenhang stehen, und der Aufnahme der Flugtests", schreibt Tinseth. "Danach werden wir uns den Fragen des Ramp-up zuwenden."
Ein zusätzlicher Produktionsstandort wird benötigt, um die angestrebte Fertigungsleistung von mehr als zehn Einheiten im Monat zu erreichen. Boeing will die Endmontage im Programm bis 2012 zunächst auf zehn Einheiten monatlich einspielen.
Als möglicher Standort einer zweiten Endmontagelinie wird neben Everett und Charleston auch San Antonio (US Bundesstaat Texas) gehandelt.
© aero.de / 08.07.2009
Quelle: aero.de