Jeder Test gibt uns Sicherheit
Das Projektteam ,A380 Entry Into Service‘ bereitet sich auf die Auslieferung der ersten A380 an Lufthansa vor

Endmontage in Toulouse – Bis zu 100 Mechaniker und Techniker pro Schicht arbeiten mit Hochdruck im Drei-Schicht-Betrieb in der ,Final Assembly Line‘ an der Fertigstellung des ersten Lufthansa-Airbus A380. Die A380 mit der Seriennummer MSN 038 und der Kennung ,Mike Alpha‘ soll im Sommerflugplan 2010 ihren Dienst bei Lufthansa aufnehmen. „Das Lufthansa-Projektteam ist von jetzt an ganz auf die Auslieferung eingestellt“, sagt Dr. Joachim Schneider, Leiter des Projekts ,A380 Entry Into Service‘.
„Ich bin sicher, dass Sie genauso Teil dieses Flugzeug werden, wie ich es geworden bin.“ Bei Fernando Alonso klingt die Leidenschaft für den Airbus A380 in jedem Wort, mit dem er von seinen Erfahrungen mit diesem Flugzeug berichtet. Und wohl kaum jemand kennt die A380 so gut wie er: Alonso ist als ehemals hauptverantwortlicher A380-Versuchsingenieur von Anfang an mit ihr geflogen und heute als Senior Vice President bei Airbus verantwortlich für den gesamten Bereich ‚Flight Test’ und damit auch nach wie vor für die Erprobung der A380.
„Es ist ein wunderbares Flugzeug – und es ist die Zukunft“, zieht Alonso eine erste Bilanz. Fast 34 000 Flugstunden und mehr als 3500 Starts haben die 13 bereits in Dienst gestellten A380 von Oktober 2007 bis heute absolviert. „Crews und Fluggäste reagieren gleichermaßen enthusiastisch auf dieses Flugzeug“, sagt Alonso.

Die erste A380 der Lufthansa – eingerüstet steht die ,Mike Alpha‘ mit der Seriennummer MSH 038 in der ,Final Assembly Line‘ in Toulouse.
Alles muss funktionieren
So wie Fernando Alonso es als eine Kernaufgabe von Airbus sieht, die Airlines bei der Einführung der A380 in den Liniendienst zu entlasten, ist es Dr. Joachim Schneiders Ziel, bei der Einführung der A380 bei Lufthansa „Qualität und Zuverlässigkeit vom ersten Tag an“ sicher zu stellen. „Wir müssen dafür sorgen, dass alles funktioniert“, sagte der Leiter des Projektes ‚A380 Entry Into Service’ bei einem Workshop in Toulouse. Bis zur Einführung der A380 bei Lufthansa bleibe noch ein knappes Jahr Zeit. Die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob alle Abläufe am Boden und an Bord wie geplant funktionieren sei es, alle Bestandteile der Bord- und Bodenprozesse zu „testen, testen und nochmals zu testen“. Schneider: „Das Lufthansa-Projektteam ist von jetzt an ganz auf die Auslieferung der A380 eingestellt.“

Montage der Tragfläche – Im A380-Team hat jeder seinen wichtigen Platz.
Auf dem Prüfstand
„Jeder Test erhöht für uns die Sicherheit bei der Einführung der A380“, sagt Dirk Sus vom Projektteam. „In diesem Workshop erarbeiten wir mit den Stationsleitern der möglichen A380-Ziele und den Lufthansa-Experten für die Themen Bodenprozesse und –produkt, Flugbetrieb, IT, Kabine, Maintenance und Bordprodukt den Bedarf und den Zeitrahmen für die notwendigen Tests.“
Möglichst viele Details stellen die Experten in ihrem Testprogramm dabei auf den Prüfstand und profitieren auch von der Arbeit von Willy-Pierre Dupont, bei Airbus zuständig für alle Themen der Bodenabfertigung und damit auch für die Auswertung der Erfahrungen anderer Airlines bei der A380-Einführung. „Beim Start des Flugbetriebs der A380 hat es keine größeren Probleme gegeben“, berichtet Dupont den Lufthansa-Experten. Es gebe allerdings gerade am Boden sehr wohl Punkte, über die man vor der Einführung intensiv nachdenken müsse, rät Dupont.
Vor allem müsse sichergestellt sein, dass die am Boden benötigte Ausrüstung an den jeweiligen Stationen nicht nur vor Ort bereit, sondern auch getestet sei. „Planen Sie alle Abläufe frühzeitig, damit Sie bei den Bodenprozessen an den Flughäfen keine Überraschungen erleben“, so Dupont.

Jeder Handgriff sitzt – Airbus-Mechaniker bei der Arbeit an der ,Mike Alpha‘ der Lufthansa.
Auch wenn man von den Erfahrungen anderer A380-Betreiber lernen könne, seien die eigenen Tests durch nichts zu ersetzen, so die einhellige Meinung im A380-Projektteam. Aber: Ohne Flugzeug geht es oft nicht. Und die erste Lufthansa-A380 wird noch einige Zeit in der Montagehalle in Toulouse verbringen, wo in der Spitze mehr als 100 Techniker und Mechaniker pro Schicht im Dreischicht-Betrieb die ‚Mike Alpha’ der Lufthansa montieren, wie Airbus-Techniker Guillaume Miqueu erklärt. Und erst wenn das Flugzeug im Anschluss an die Endmontage einige Checks absolviert hat, bekommt es bei Airbus in Finkenwerder seine komplette Lackierung und seine Kabinenausstattung.
Auch wenn für viele Tests ersatzweise eine Airbus-eigene A380 dienen könne, können viele der Lufthansa-spezifischen Tests erst im Frühjahr 2010 vor der Inbetriebnahme im Sommerflugplan stattfinden. „Für einige Prozesse wie den Inflight-Service oder die Nutzung des elektronischen Logbuchs brauchen wir auf jeden Fall unser eigenes Flugzeug“, fasst Dean Raineri, FRA T/JA, ein Ergebnis des Workshops zusammen. Tests vor Ort Für die Stationsleiter komme es darauf an, dass alle Abläufe mit einer A380 vor Ort getestet werden können, so Jürgen Marske, DXB SL: vom Andocken über das Aussteigen, die Reinigung, das Catering, die Beladung, das Tanken, das Einsteigen bis zum Push-Back.

Nadelöhr in Levignac – Spezialtransporter bringen die Tragflächen der zweiten LH-A380 nach Toulouse. // Fotos: Fotos: Hervé Goussé, Airbus, Frank August
Zwischen dem idealen Zustand und der Wirklichkeit gibt es auch beim Betrieb der A380 einen Unterschied. Mit den richtigen Konzepten und Tests müsse sich Lufthansa nun auf die reibungslose Einführung der A380 vorbereiten, so Dr. Joachim Schneider. „Das Flugzeug kommt und ich möchte wetten, dass die A380 pünktlich kommt.“