COLGAN AIR FLUG 3407
Absturz von Buffalo ging Regelverstoß voraus
WASHINGTON (dpa) - Die Piloten einer Colgan Air Q400 (Reg.: N200WQ), die am 12. Februar bei Buffalo (New York) abgestürzt war, verstießen vor dem Unglück gegen die Regeln der Flugaufsichtsbehörde NTSB. Sie unterhielten sich, obwohl schlechtes Wetter ihre volle Aufmerksamkeit erfordert hätte und bereits Alarm im Cockpit erklang. Dies geht aus einer jetzt veröffentlichten Abschrift des Stimmenrecorders hervor.
Bei dem Absturz von Flug CO3407 aus Newark im Landeanflug auf den Flughafen von Buffalo waren alle 49 Menschen an Bord und ein Mensch am Boden getötet worden. Es war laut der Nationalen Transportsicherheitsbehörde NTSB der Verkehrsunfall mit den meisten Toten in den USA seit sieben Jahren.
Im Mittelpunkt einer insgesamt dreitägigen Kongressanhörung zu dem Unglück steht jetzt das Verhalten der Piloten während des Landeanflugs, als sich Eis auf der Cockpit-Windschutzscheibe zu bilden begann. Ermittlungsbeamte waren zuvor zu dem Schluss gekommen, dass das Eis selbst bei dem Absturz nur eine minimale Rolle spielte. Daher konzentriert sich nun alles auf die Reaktionen der Piloten und die Frage, ob sie gut genug ausgebildet waren.
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NTSB-Animation des Unglücksverlaufs
Nach den Aufzeichnungen zeigte Copilotin Rebecca Shaw Besorgnis, als sich Eis zu bilden begann. Sie habe so etwas noch nie erlebt und daher auch keine Erfahrung mit Enteisung, sagte sie Kapitän Marvin Renslow.
Dieser schilderte daraufhin ausführlich, wie er früher schon einmal eine ähnliche Situation bewältigt habe - ein Verstoß gegen Regeln der Flugaufsichtsbehörde FAA, nach der sich Gespräche insbesondere während Starts und Landung ausschließlich auf Flugoperationen beschränken müssen. Der Pilot habe auch dann noch weitergeredet, als im Cockpit automatischer Alarm ausgelöst worden sei.
Dann hätten sich die Ereignisse in Sekundenschnelle überschlagen und die Piloten die Kontrolle über die Maschine verloren. Shaw habe vor Furcht geschrien. "Sie wurden kalt erwischt", zitierte die "Washington Post" einen Experten, der die Abschriften analysiert hat.
Anflug mit Autopilot
Die Q400 war nach einer Stellungnahme des NTSB im Anflug auf Buffalo vom Autopiloten gesteuert worden, obwohl die Fluggesellschaft und die US Luftfahrtaufsicht FAA bei Eiswetter eine Steuerung per Hand empfehlen. "Bei einer Steuerung per Hand kann man Dinge früher erkennen, als das beim Autopiloten der Fall ist", kommentierte NTSB-Sprecher Steve Chealander.
"Der Hersteller empfiehlt die manuelle Steuerung der Maschine nur bei sehr hoher Vereisungsgefahr", sagte Chealander. "Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Wetterlage tatsächlich hierauf schließen ließ." Das automatische Enteisungssystem sei bereits kurz nach dem Start der Maschine in Newark aktiviert worden.
Im Anflug auf Buffalo hatte die Besatzung die Instrumente auf eine Landung bei leichten Schnee- und Eislagen eingestellt. Die Maschine ging nach Ermittlererkenntnissen bei Beginn des ILS-Anflugs mit bereits ausgefahrenem Fahrwerk abrupt in einen Steigflug von 31 Grad über. Mit der automatischen Aktivierung des Stick Pusher, der das Flugzeug bei einem drohenden Strömungsabriss stabilisieren soll, sei der Autopilot abgeschaltet worden.
Abschrift des Stimmrekorders von Flug 3407
© dpa, aero.de / 13.05.2009