ZitatAlles anzeigenMenschliches Versagen
Als Ursache des Unglücks wurde menschliches Versagen angenommen. Offenbar hatten die Piloten mehrfach die Anweisungen der russischen Fluglotsen nicht beachtet, wegen des dichten Nebels auf den Flughafen Minsk auszuweichen oder nach Moskau weiterzufliegen. Ganze vier Anläufe unternahmen die Piloten, bis es schließlich zu dem Crash kam. Die Maschine streifte offenbar die Baumwipfel eines Wäldchens und stürzte daraufhin ab.
Fraglich ist jedoch, warum der Pilot so krampfhaft versuchte, trotz des augenscheinlichen Risikos in Smolensk zu landen. Immerhin hatte selbst ein ortskundiger russischer Pilot den Anweisung der Lotsen Folge geleistet.
Fest steht: Wäre die Maschine auf einen anderen Flughafen ausgewichen, hätten die Passagiere die politsch wichtige Trauerfeier zum Gedenken an die Opfer des Massakers von Katyn verpasst. Um 08.20 Uhr setzte das Flugzeug zum Landeanflug an, gegen 10 Uhr sollte die Zeremonie beginnen. Für einen Umweg war keine Zeit.Flugschreiber soll Aufschluss bringen
"Hier hat der Pilot den Druck gespürt, im Bewusstsein dessen, wie wichtig die Mission der Passagiere des Flugzeugs ist. Er hat versucht, um jeden Preis zu landen", erklärte der Breslauer Luftfahrtexperte Tomasz Szulc im Fernsehen. Gleichzeitig erinnerte er an einen Zwischenfall aus dem Sommer 2008. Während des Einmarsches russischer Truppen in Georgien waren die Präsidenten Polens, Litauens und Estlands in einer polnischen Maschine in den Kaukasus geflogen, um
dem Land ihre Solidarität zu bekunden.Seinerzeit wollte der Präsident trotz eines vorhandenen Risikos in der georgischen Hauptstadt Tiflis landen. Doch der Pilot weigerte sich mit Verweis auf die akute Gefahrenlage und flog weiter, woraufhin Kaczynski ihm Befehlsverweigerung vorwarf. Letztlich landete die Maschine in Aserbaidschan und die Politiker musste mit dem Auto nach Tiflis fahren. Szulc sagte, dem Piloten der Unglücksmaschine von Smolensk habe möglicherweise die "nötige Durchsetzungsfähigkeit" gefehlt.
Die Andeutung des Experten bleibt vorerst Spekulation. Ob der Präsident letztlich befahl, trotz des beträchtlichen Risikos zu landen, wird bei der Auswertung des bereits gefundenen Flugschreibers ans Tageslicht kommen.
Menschlich ist die Verfahrensweise nachvollziehbar. Gerade in Ländern, in denen der Rang einer Person oder Institution noch eine etwas andere Bedeutung bzw. Konsequenzen hat. Mal sehen was die Untersuchung ergibt, wenn dann jemals der tasächliche Ablauf bekannt wird.