ZitatAlles anzeigenDie nächste Krise kommt bestimmt, sagt Michael O'Leary. Der Chef von Europas größtem Billigflieger Ryanair will dann mit Flügen ab zehn Euro in die USA punkten - und beteuert zugleich die Ernsthaftigkeit seiner Ankündigung.
Berlin - Europas größter Billigflieger Ryanair bereitet sich auf die nächste Branchenkrise vor und will daraus Profit schlagen. Die erwartete Flaute soll dem irischen Konzern zum Einstieg ins Langstreckengeschäft verhelfen, wie Ryanair-Chef Michael O'Leary in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) sagte.
Dies könne frühestens in fünf Jahren gelingen. Derzeit seien die erforderlichen Langstreckenmaschinen nicht erhältlich und noch zu teuer. "Wir müssen erst auf die nächste Krise warten, dann sinken die Preise wieder." Der Manager verwies auf gigantische Flugzeugbestellungen von Airlines aus den Emiraten.
Damit lehren der Air-Berlin-Partner Etihad sowie dessen Rivalen Emirates und Qatar Airways derzeit angestammten Fluglinien wie Lufthansa und Air France-KLM das Fürchten. Hier sieht O'Leary auch den Ausgang der von ihm vorausgesagten Branchenprobleme. "Drei Golfgesellschaften, die genau das gleiche Geschäftsmodell verfolgen, nämlich Passagiere über den Golf zu leiten - das kann nicht gutgehen", erläuterte er. "Eine wird überleben, die anderen werden scheitern."
Bei zehn Euro für das Ticket in die USA wird es aber nicht bleiben
O'Leary zufolge habe Ryanair bereits detaillierte Geschäftspläne für USA-Flüge in der Schublade. "Schon für zehn Euro wird es Tickets geben", sagte er. "Dazu kommen natürlich Gebühren für Koffer, für das Essen an Bord, für den Videofilm", fügte O'Leary hinzu und betonte, die Ankündigung sei ernst gemeint.
"Wir werden dazu eine Schwestergesellschaft gründen und mit 15 bis 20 Flugzeugen starten. Vier bis fünf Jahre später sollen es 30 bis 40 werden", sagte O'Leary in dem Interview weiter. "Acht bis zehn europäische Flughäfen könnten mit zehn bis 15 Zielen in den Vereinigten Staaten verbunden werden". Der Flughafen Frankfurt-Hahn könne dabei ein Ziel in Deutschland sein.
O'Leary räumte in dem Gespräch zugleich ein, dass frühere Vorschläge von ihm - etwa zu einem möglichen Kauf der Lufthansa, zu Stehplätzen in den Fliegern und Toilettengebühren - PR-Gags gewesen seien. Damals habe Ryanair als kleine Fluggesellschaft nicht viel Geld für Werbung gehabt. "Da müssen Sie viel Aufmerksamkeit erregen."
Ryanair will attraktiver für Geschäftsreisende werden - Montag Zahlen
Dies habe Ryanair nun nicht mehr nötig. "Wir haben unsere Kommunikationsstrategie verändert", sagte O'Leary, der durch derbe Sprüche gegen Kunden und Rivalen bekanntgeworden ist. Er gestand ein, dass das Unternehmen "vielleicht früher zu barsch" mit den Kunden umgegangen sei. Seit einigen Monaten bemüht sich Ryanair um einen Imagewandel und stockt dazu seine Marketingausgaben drastisch auf.
Die Fluglinie, die am Montag in Dublin ihre Jahreszahlen vorlegt, soll künftig attraktiver für Geschäftsreisende werden. "Ihr Anteil soll in den nächsten zwei bis drei Jahren von 23 auf bis zu 35 Prozent steigen", sagte O'Leary.
Zuletzt steigerte Ryanair seinen Gewinn im Geschäftsjahr 2012/13 (31. März) um 13 Prozent auf 569 Millionen Euro, der Umsatz zog ebenfalls um 13 Prozent auf 4,88 Milliarden Euro an.