Hier mal was neues zu den beiden Qantas-Vorkommnissen im vergangenen Jahr
ZitatAlles anzeigenATSB legt neue Berichte zu Notlandungen vor
PERTH - Die australische Behörde für Flugsicherheit ATSB hat neue Zwischenberichte zu den Notlandungen zweier Qantas-Flüge im vergangenen Jahr vorgelegt. Auf Qantas Flug 72 von Singapur nach Perth waren 115 der 315 Menschen an Bord nach einer unvermittelt eingetretenen Änderung der Fluglage verletzt worden. Elf Passagiere und ein Mitglied der Kabinencrew erlitten schwere Verletzungen.
Der Flugschreiber registrierte um 12.40 Uhr eine Störung im Air Data Inertial Reference Unit I (ADIRU I), woraufhin sich der Autopilot automatisch abschaltete, das System aber nicht vom Flugcomputer getrennt wurde. Es folgten mehrere Fehlermeldungen. Während die Flugzeugführer die Situation analysierten, ging die Maschine gegen 12.42 Uhr in einen Sinkflug mit einer Rate von 8,4 Grad im Pitch über.
Der Airbus A330-300 (Reg. VH-QPA) sank um 650 Fuss. Die Piloten beschrieben den Pitch-Down später als "unvermittelt, aber gleichmäßig". Der Vorfall habe nicht die Eigenschaften einer Turbulenz aufgewiesen. Nachdem die Flugzeugführer die Maschine stabilisiert und wieder die ursprüngliche Flughöhe von 37.000 Fuss erreicht hatten, gingen sie die Fehlermeldungen des ECAM durch.
Um 12.45 Uhr ging die Maschine ein zweites Mal in einen nicht von den Piloten eingeleiteten Sinkflug über und baute mit 3,5 Grad Lageneigung im Pitch 400 Fuss an Höhe ab. Vier Minuten später meldete QF72 PAN und bat um Freigabe zum Anflug auf Learmonth. Um 12.54 Uhr, nachdem die Flugzeugführer von der Kabinenbesatzung darüber informiert worden waren, dass Passagiere teils schwere Verletzungen erlitten hatten, erklärten sie MAYDAY.
Die Ermittler führen den Ereignisablauf auf die Fehlfunktion des ADIRU I zurück. Das ADIRS berechnet aus Umgebungs- und GPS-Informationen die Fluglage und gibt die Daten an Flugzeugführer, Autopilot, Triebwerksteuerung und Flugcomputer weiter. Das ADIRU ermittelt hierfür Außendaten zu Anstellwinkel, Geschwindigkeit, Temperatur und barometrischer Höhe.
Die Informationen werden mit Positions- und Geschwingkeitsangaben des inertialen Navigationssystems abgeglichen. Der Airbus A330-300 verfügt über zwei voneinander unabhängige ADIRU sowie ein drittes Backupsystem.
Während die zwei anderen ADIRU über den gesamten Flug hinweg stabil liefen, begann ADIRU I unmittelbar vor dem Abschalten des Autopiloten fehlerhafte Daten zu liefern. Der Flugcomputer filterte Datenausschläge nicht heraus und steuerte mit Sinkmanövern gegen, obwohl sich der Airbus in einer stabilen Fluglage befand.
Bis zur sicheren Landung am Learmonth Airport um 13.50 Uhr zeichnete der Flugschreiber insgesamt 42 Messschwankungen im ADIRU I auf, die jedoch geringere Auswirkungen auf die Flugstabilität nahmen als die ersten zwei Vorfälle. Der 2003 gebaute A330 nahm keinen strukturellen Schaden.
Keine neuen Erkenntnisse zu QF30
Das ATSB gab zeitgleich einen neuen Zwischenbericht zur Notlandung einer Qantas Boeing 747-400 (VH-OJK) am 25. Juli in Manila heraus. Auf Flug QF30 von London über Hongkong nach Melbourne hatte die Explosion eines Sauerstofftanks auf FL290 ein im Querschitt 1,5 Meter weites Loch in den Rumpf des Flugzeugs gerissen, das einen Druckabfall in der Kabine bewirkte.
Ein Ventil hatte zudem den Kabinenboden durchschlagen und die Querrudersteuerung des Ersten Offiziers beschädigt. Die Piloten konnten das Flugzeug in einer Flughöhe von 10.000 Fuss stabilisieren und zum Ninoy Aquino International Airport abdrehen. Auch nach umfangreichen Versuchsreihen mit baugleichen Zylindern liegen dem ATSB noch keine genauen Erkenntnisse zur Ursache der Explosion vor.
Vorfälle "ausgesprochen selten"
Qantas Vorstandschef Alan Joyce bezeichnete die Vorfälle in einer Stellungnahme als "ausgesprochen selten, wenn nicht einzigartig". Die Umstände hätten sich der Kontrolle der Fluggesellschaft entzogen, Qantas habe jedoch alle Sicherheitsempfehlungen des ATSB umgehend umgesetzt.
Zwischenbericht zu QF30
© aero.de / 09.03.2009
Quelle: aero.de