Die durch Probleme mit den Achsen verursachten Einschränkungen im ICE-Fernverkehr bleiben voraussichtlich noch bis ins Jahr 2012 bestehen. Zwar habe sich die Deutsche Bahn jetzt nach der Einigung mit Siemens und Bombardier auch mit dem französischem Alstom-Konzern finanziell über den Austausch von möglicherweise unsichereren Achsen an ICE-Zügen verständigt, sagte Bahn-Technikvorstand Volker Kefer. Jedoch werde der Austausch voraussichtlich erst Ende 2011 beginnen und Monate dauern.
Der Alstom-Konzern werde für die 67 Züge der ICE-T-Flotte komplett neue Radsätze entwickeln und produzieren, sagte Kefer. Diese müssten vom Eisenbahnbundesamt (EBA) genehmigt werden und könnten dann ab Ende 2011 eingebaut werden. "Wir wollen den heutigen Zustand möglichst rasch und massiv verbessern", sagte Kefer. Die Kosten sollen zwischen 50 und 100 Millionen Euro liegen. Über deren Verteilung zwischen Bahn und Industrie sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Kefer.
Mit Siemens und Bombardier hatte man sich bereits im Oktober auf einen Austausch von Achsen am ICE-3 geeinigt. Auch damals wurden keine konkreten Angaben zu den Kosten und der Kostenverteilung gemacht. Experten sprachen von einem mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Auch hier wird die Umrüstung wohl nicht vor 2011 beginnen.
Die Bahn drängt darauf, die Regelungen für die Verantwortung der Zuverlässigkeit zu ändern und die Industrie stärker in Haftung zu nehmen. Das Unternehmen hatte argumentiert, die Industrie habe keine ausreichend dauerfesten Achsen geliefert. In den Bahntechnik-Konzernen wiederum hieß es, Wartungsmängel hätten die Probleme zumindest mitverursacht.
Wartungen zehn Mal so oft wie vorgesehen
Seit der Entgleisung eines ICE aufgrund des Bruchs einer Radsatzwelle im Juli 2008 im Kölner Hauptbahnhof führt die Bahn auf Anweisung des EBA alle 30.000 Kilometer Ultraschalluntersuchungen durch, was derzeit zu erheblichen Einschränkungen im ICE-Verkehr führt. Ursprünglich war ein Intervall von 300.000 Kilometern vorgesehen. Bis zum Austausch der Achsen werden diese Intervalle beibehalten. Um die Einschränkungen künftig gering zu halten, versucht die Deutsche Bahn nun auch, Züge aus dem Ausland zu bekommen.