Grube: Bahn war nie börsenreif
Der neue Bahn-Chef Rüdiger Grube ist froh, dass das Staatsunternehmen nicht an die Börse gegangen ist. Da "hätten wir schnell ein Problem bekommen", meint er. Für die nahe Zukunft schloss Grube den Gang aufs Parkett aus.
"Der Börsengang ist derzeit überhaupt kein Thema", erklärte Rüdiger Grube in einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" vom Montag. Erst wenn die Wirtschaftskrise vorüber sei und die Spielregeln des Kapitalismus wieder in Ordnung seien, sehe er eine Chance für eine Börsennotierung. Eine Herauslösung der Logistiksparte Schenker aus dem Konzern und eine separate Privatisierung mit Börsengang lehnte er ab. "Das mache ich nicht", erklärte Grube. Er stehe ohne Wenn und Aber für den integrierten Konzern.
Probleme bei den Zügen hätte Aktie belastet
Offenbar hält Grube die Deutsche Bahn noch nicht reif für den Gang aufs Parkett. Als größtes Hindernis sieht er die Schwachpunkte bei den Zügen. Zwar seien die Zughersteller, die mangelhafte Fahrzeuge geliefert hätten, schuld an der Misere. "Aber der Aktienkurs hätte darauf keine Rücksicht genommen", erklärte der Ex-Daimler-Manager. Grubes schonungslose Analyse: "Wäre der Börsengang im Oktober 2008 geglückt, hätten wir schnell ein Problem bekommen."
Zahlreiche Mängel an ICE- und S-Bahn-Zügen beeinträchtigten zuletzt das Geschäft des Staatskonzerns. Technische Probleme mit ICE-Achsen würden, so Grube, allein in den nächsten zwei bis drei Jahren der Bahn einen wirtschaftlichen Schaden von 350 Millionen Euro bescheren.
Ergebnis und Umsatz eingebrochen
Dennoch kam die Bahn noch relativ glimpflich durch das Krisenjahr. Der Umsatz ging laut Grube voraussichtlich um zwölf Prozent auf 29,5 Milliarden Euro zurück, das operative Ergebnis brach ein, blieb aber deutlich über einer Milliarde Euro. Dagegen rutschte der französische Bahn-Rivale SNCF in die roten Zahlen.
Nach der Absage des Bahn-Börsengangs im Herbst 2008 und dem Rücktritt von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hatte sein Nachfolger Grube einen baldigen Gang aufs Parkett in Aussicht gestellt. Danach ruderte er aber wieder zurück. Vor 2013 oder 2014 werde es keinen Börsengang geben, erklärte er kategorisch im Sommer 2009.