Zugunglück in Sachsen-Anhalt - mindestens 10 Tote

  • Klingt leider nicht so gut. Vor einer knappen Viertelstunde oder so war noch von 3 Toten die Rede, mittlerweile sind es 10. Kann man nur hoffen, dass angesichts der späten Uhrzeit der Zug nicht ganz so voll war, wobei...es ist Samstag...hoffen wir mal... :S


  • So ist das manchmal.
    Wenn mein Sohn nicht zum Tanzstundenabschluß ein paar Schuhe benötigen würde und ein sehr gutes Schuhgeschäft in Wernigerode gestern nicht auf alle Schuhe 40 % gegeben hätte, dann....


    hätten wir wahrscheinlich gestern Abend in eben diesem Zug gesessen.
    Noch am Donnerstag planten wir eigentlich einen Besuch auf der Museumsinsel Berlin für den Samstag. Ist für uns alles mit dem S/A-, oder Wochenendticket gut mit dem Zug zu erreichen und eben dieser Zug, ist die letzte reguläre Verbindung zwischen Magdeburg und Halberstadt, die wir bei unseren Berlintrips eigentlich immer nutzen.
    Der Zug ist Samstag Abend oft gut gefüllt.
    Ich bin immer noch ziemlich fertig, will eigentlich nicht darüber nachdenken.


    LG Uwe

  • Aua, aua, aua, ich bin gespannt was da vorgefallen ist. Ein Signal auf Halt kann man nicht mal eben überfahren, dass muss man bewusst machen...

  • eigentlich unglaublich...

    Zitat

    Die entscheidende Frage für die Ermittler ist nun, wie die Zugsignale standen, die jeweils in nördlicher und südlicher Richtung des Bahnhofs angebracht sind. Nach derzeitiger Erkenntnis der Polizei stand das Signal für den Personenzug auf Grün. Die Signale werden in Hordorf noch per Hand geschaltet, in einem kleinen Raum, der im Bahnhof liegt. Hier sieht es noch aus wie in der alten DDR: An einer grün gestrichenen Schalttafel aus den 60er Jahren sieht man weiße Emaille-Schilder mit den jeweiligen Richtungsangaben, es gibt Knöpfe, Schalter und lange schwarze Hebel - mit ihnen werden die Signale und Weichen umgelegt. Als Sporleder abends zum Bahnhof kam, hatte er auch den Fahrdienstleiter aus dem Stellwerk gesehen, "der hat nur so gezittert", weil er es wohl noch nicht habe fassen können, dass der Güterzug durchgefahren sei, erzählt der Lokführer. Und er meint auch noch zu wissen, wie das Signal an der südlichen Bahnhofseinfahrt gesetzt war: "Es stand auf Halt für den Güterzug," sagt Sporleder, "er muss es übersehen haben".


    Auf den meisten Bahnstrecken sind heute in die Gleise spezielle Magneten eingebaut, die eine automatische Bremsung einleiten, wenn der Zugführer ein Signal übersieht. Auch auf der Strecke Magdeburg-Halberstadt gab es solche Vorrichtungen; ausgerechnet in Hordorf fehlt diese Automatikbremsung, sie sollte Ende des Jahres installiert werden. Dabei, sagt Sporleder, habe es hier bereits 2009 einen Beinahe-Unfall gegeben - mit genau den gleichen Zügen. Auch damals habe der Lokführer des Kalk-Güterzugs das Haltesignal übersehen, "doch der Fahrdienstleiter hat die Situation im letzten Moment gerettet, weil er den Güterzug zum Halten zwang". Derweil habe er den aus Oscherleben heranfahrenden Regionalzug rechtzeitig warnen können. Im Nebel des Samstagabends gab es dafür keine Chance.

    http://sueddeutsche.de/panoram…sion-im-nebel-1.1053157-2

  • Der Lokführer des Güterzuges will/kaann/möchte nichts sagen, gerade kommt die Meldung im MiMa, das nun gegen ihn offiziell ermittelt wird wegen fahrlässiger Tötung...

  • Vor gut 15 Jahren hab ich als Vermesser mal im Auftrag einer westdeutschen Firma fast die gesamte Bahnstrecke zwischen Magdeburg und Thale aufgemessen. Schwerpunkt lag zwar auf den Bahnübergängen und Bahnhofsbereichen, aber die Daten sollten für eine Ausbauplanung für diese Strecke dienen.
    Dies sollte moderne Signaltechnik ebenso beinhalten, wie automatisierte Weichen und andere Dinge. Ich bin kein Bahnfachmann und hab mir da auch nicht alles gemerkt.
    Dann hat sich die Bahn aber mehr und mehr aus dem Regionlaverkehr in unserer Ecke zurückgezogen und seitdem ist da tote Hose. Von den 23 oder 25 (hab die Zahl nicht mehr genau im Kopf) Bahnübergängen, wurde bis heut 6 neu gemacht, selbst am Halberstädter Bahnhof, werden Weichen und Signale zum Teil noch mit Hand bedient und auf den Dörfern wohl erst recht.
    Ich habe schon damals die Bahn als Unternehmen wahrgenommen, in dem Entscheidungen, wenn überhaupt, dann sehr zäh zustandekommen und die Umsetzung dann nochmals Monate braucht. Und jetzt stellt euch mal eine Strecke vor, die der Bahn zwar noch gehört, von ihr aber nicht mehr bedient wird.


    Die entsprechende Signaltechnik in diesem Abschnitt sollte, nach unseren Regionalnachrichten gestern, in den nächsten 6 Monaten installiert werden.


    LG Uwe

    • Offizieller Beitrag

    Auch die Medienberichte klingen für mich nach einer Mischung aus Menschlichem Versagen und rationalisierungs Maßnahmen der Bahn. Ich finde es unglaublich Traurig das Menschen sterben mussten, obwohl es in der heutigen Zeit Technik gegeben hätte die dieses Unglück verhindern kann. Wieso besitzen wir heute diese Technik und ein paar Zahlenfuchser behindern ihre Einführung?

  • Nun, also ich musste mich heute eines besseren belehren lassen. Ich bin schockiert, dass es noch Strecken in Deutschland gibt, wo regelmäßig Züge verkehren, aber keine PZB Sicherung besteht. Bis dato war mir nicht eine Strecke bekannt. Nun denn, dann passiert natürlich wirklich nichts wenn man über Hp0 fährt. Wie man ein so betrieblich sicherheitsrelevantes Signal nicht mit PZB Magneten ausstatten kann ist mir aber ein Rätsel....


    Eine Pressemeldung der GDL (www.gdl.de)
    Pressemitteilung - 31.01.2011


    „Wir sind tief betroffen. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und den Opfern des schweren Zugunglücks“, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky heute in Berlin.


    Am späten Samstagabend waren bei der Kollision eines Nahverkehrszuges des HarzElbeExpress (HEX) mit einem Güterzug der Verkehrsbetriebe Peine Salzgitter bei Hordorf (Oschersleben) zahlreiche Menschen ums Leben gekommen und weitere verletzt worden. Der HarzElbeExpress und der mit Kalk beladene Güterzug waren auf einer eingleisigen Strecke zusammengestoßen.
    Ausrüstung mit Sicherungssystemen


    Der schreckliche Unfall in Hordorf hätte aber wohl vermieden werden können, wenn die Strecke mit dem Zugsicherungssystem „PZB – Punktförmige Zugbeeinflussung“ ausgerüstet gewesen wäre. Es handelt sich dabei nicht um ein neuartiges automatisches Sicherungssystem, sondern um eine Technik, die bereits seit mehr als 70 Jahren erfolgreich in Deutschland eingesetzt wird. Sie basiert auf der Basis von Magneten, die bei Halt zeigenden Signalen in der Lage sind, Züge automatisch zu stoppen. Seit Jahren investiert die Deutsche Bahn aber vornehmlich in den Bau und Ausbau von Hochgeschwindigkeitsstrecken, anstatt die bestehende Infrastruktur zu modernisieren. „Wir kritisieren dies bereits seit langem“, so der GDL-Bundesvorsitzende. Und weiter: „Die Politik muss deshalb als Eigentümer die Verantwortung für die bestehende Eisenbahninfrastruktur viel stärker wahrnehmen als bisher. Und die Politik muss bestimmen, welche Eisenbahninfrastruktur in unserem Lande benötigt wird. Diese ist dann mit allen gängigen und modernen Sicherungssystemen auszurüsten.“
    Höhere Belastung durch Renditedruck


    „Doch allein den Blick auf ein fehlendes technisches Sicherungssystem zu richten, wäre voreilig“, so Weselsky weiter. So hat die Arbeitsbelastung der Lokomotivführer in den zurückliegenden Jahren permanent zugenommen. Der Renditedruck in den Eisenbahnunternehmen, kombiniert mit Personalknappheit, führt oftmals zu längeren Dienstschichten und häufigeren Dienstantritten. Daraus resultiert ein massiver Anstieg der Überstunden. Alleine bei der Deutschen Bahn schieben die Lokomotivführer mehr als 1,5 Millionen Überstunden und fast 70 000 noch nicht genommene Urlaubstage vor sich her. „Nur ein ausgeruhter Lokomotivführer ist aber in der Lage, seine verantwortungsvolle Tätigkeit in hoher Qualität auszuüben“, so Weselsky.


    Aus diesem Grunde fordert die GDL in dieser Tarifrunde mit dem Bundes-Rahmen-Lokomotivführertarifvertrag (BuRa-LfTV) erstmals einen Flächentarifvertrag für alle Lokomotivführer, egal ob im Nah-, Fern- oder Güterverkehr. Dieser soll neben einem einheitlichen Entgelt auch die vielen unterschiedlichen Arbeitsbelastungen vereinheitlichen und reduzieren. Darüber hinaus fordert die GDL wieder höhere Qualifizierungsstandards für Lokomotivführer, die in den vergangenen Jahren deutlich reduziert wurden. Nur so ist die Eisenbahnsicherheit auch zukünftig gewährleistet.

  • Also lagen da keine Indusi/PZB magneten?
    Sorry aber das ist fast schon fahrlässig seitens der DB....
    Wie Günter sagte, ohne PZB passiert absolut nüschte, wenn man das signal überfährt...

    Grüße
    Simon
    Staatlich geprüfter Sterbensverzögerer


    "Z kommt relativ weit am Ende im Alphabet ......" - Goof 28.März 2020

    "Auch wenn Angela gesagt hat, wir sollen Menschenmassen vermeiden, habe ich mir gerade einen AUFLAUF gemacht"- Mats 28.März 2020

  • Simon, nimm es mir nicht übel, aber halte bitte mal die DB da raus. Der Bund ist Haupteigentümer des DB Konzerns, beschwer dich also da. Die PZB Technik gibt es inzwischen seit 70 Jahren, also muss man hinterfragen warum in 70 Jahren da nichts gebaut wurde. Hier jetzt direkt wieder auf die DB zu schimpfen halte ich für Unfug.

  • Also Günter, du weißt schon dass ich nicht als pauschal DB kunde schimpfe....also halt du bitte mal deine Vorurteile gegenüber selbstladender Fracht raus....Der Bund ist eigentümer, richtig, weshalb ich auch einen Brief an die entsprechenden Abgeordneten schicke, aber DB Netz gehört die Infrastruktur, also hat der DB Konzern eine erhebliche Mitschuld...Kann das sein, dass du dich immer sofort persönlich angegriffen fühlst, wenn jemand über deinen Brötchengeber etwas negatives sagt?

    Grüße
    Simon
    Staatlich geprüfter Sterbensverzögerer


    "Z kommt relativ weit am Ende im Alphabet ......" - Goof 28.März 2020

    "Auch wenn Angela gesagt hat, wir sollen Menschenmassen vermeiden, habe ich mir gerade einen AUFLAUF gemacht"- Mats 28.März 2020

  • Kann sein, ja... Du bekommst täglich so viel Prügel ab das es irgendwann nur noch nervt... Das schlimme ist, das teilweise gemosert wird und die Leute keinen blassen Schimmer davon haben, was sie da eigentlich gerade von sich geben. :D Wenn mir einer mit der Faust droht weil ich +10 unterwegs bin, dann kann man schon angesäurt werden. An mir hat es doch nicht gelegen, ich mache mir doch auch meine Pause kaputt oder meint der Affe etwa ich mache das extra...


    Jedenfalls reagiere ich daher was gereizter...


    Die DB mag eine Teilschuld haben, dennoch sehe ich den Bund als Eigentümer, der Bund spart sich ebenso an der Bahn kaputt wie die Bahn sich für den Börsengang kaputt spart. Als Eigentümer erkennen sie unsere Probleme im Sommer und im Winter, schwingen aber tolle Reden und tuen so als würden sie mit dem Konzern gar nichts mehr zu tun haben, bringt ja Wählerstimmen wenn man mit dem Trend schwimmt und einfach mal alles schlecht redet. Das ist als würde der Vorstand von Audi mitteilen das sie nur scheiß Autos bauen und das man Audi Konsequenzen androht wenn sich das nicht ändern würde. Schizophren das Ganze. Und um dem noch die Krone aufzusetzen will der Bund aber eine halbe Milliarde Euro jährlich als Dividende von der DB haben. Dabei sind wir noch nicht mal an der Börse, wir gehören doch immer noch zu 100% dem Staat???!!! Unbegreiflich was da von Statten geht.

  • Leute könnt Ihr mit diesen Diskussionnen und Schuldzuweisungen wenigstens so lange warten bis die Toten identifiziert und beerdigt sind? Wenn irgendwo nen Flugzeug crasht seid ihr doch zurückhaltender mit Mutmassungen und Schuldzuweisungen.


    Danke.

  • Boerries:
    Point taken....
    Günter:
    Da hast du natürlich recht, ich will jetzt auch keine große debatte vom zaun brechen...

    Grüße
    Simon
    Staatlich geprüfter Sterbensverzögerer


    "Z kommt relativ weit am Ende im Alphabet ......" - Goof 28.März 2020

    "Auch wenn Angela gesagt hat, wir sollen Menschenmassen vermeiden, habe ich mir gerade einen AUFLAUF gemacht"- Mats 28.März 2020

  • Ja Bö, du magst Recht haben.


    Dennoch möchte ich aber abschließend eine Sache noch loswerden, auch wenn es wohl eine Schuldzuweisung ist: Es jetzt einzig und alleine auf die fehlende PZB zu schieben halte ich im übrigen auch für falsch. Als Tf habe ich Signale zu beachten, ob da Magnete dran hängen oder nicht. Gerade wenn ich weiß das die Strecke eingleisig ist und nicht von Magneten geschützt wird, dann passe ich doch auf.


    Aber das soll es nun erst mal gewesen sein. Warten wir ab bis genaueres bekannt wird. Derzeit ist es ja so oder so ein Chaos. Jeder sagt was anderes. Angeblich sei der Lokführer des Cargozuges ja nicht mal vorne auf der Lok gewesen, sondern auf der 2. Lok.... Warum auch immer.