23. Jahrestag von Tschernobyl

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Man bin ich schon alt, ich war damals 22.

Am 26.04.86 sass ich mit vielen anderen Wehrpflichtigen in der Kaserne, als es passierte.
Obwohl wir noch nichts durch die Medien erfahren hatten, bemerkten wir eine "Unruhe" bei unsren Vorgesetzten und der Kasernenwache.
Fast zeitgleich mit den ersten Meldungen im Radio wurde ein "stiller" Alarm ausgerufen, wir mussten uns "aufrödeln" (d.h. mit der kompletten Ausrüstung versehen) und durften das Kompaniegebäude nicht mehr verlassen. Auch bekamen wir noch ganz schnell eine extra Unterweisung in ABC Schutz, was schon nicht mehr normal war.

Dieser Alarm wurde dann im Verlaufe des Abends noch zu einem sog. "NATO-Alarm" ausgedehnt, was schon sehr beunruhigend war, da diese NATO Alarme sonst immer vorher angekündigt wurden. Nun waren also alle NATO Streitkräfte mehr als das üblich Maß alarmiert ( kein Heimgang, Übernachten in der Kaserne, Marschbereitschaft etc.). Dieser Zustand hielt dann bei uns über drei Tage an, die ABC Abwehrtrupps "durften" noch länger "Gewehr bei Fuss" stehen, auch wenn sie nur ganz selten auch offen eingesetzt wurden.

Aber es war schon komisch zu sehen, wie unsere Kameraden aus der ABC Abwehr in unauffällige Zivilfahrzeuge gesetzt und durch die Lande geschickt wurden. Es war also eine gewisse Sorge vorhanden; man operierte aber im Verborgenen um die Bevölkerung nicht mehr als nötig zu beunruhigen.

Das ganze Ausmass der Katastrophe habe ich aber auch erst Monate / Jahre später erfahren.

Börris, sehr interessant zu lesen was man als "Zivilist" nicht mit bekommt, vielleicht kannst du ja noch 5,6 Sätze mehr dazu schreiben

Ich war damals 23 und habe mich im Verlauf des Ereignisses viel mit einem Professor der Biochemie/Physik unterhalten.
Der rannte damals mit dem Geigerzähler durch den Garten und hat mich auf dem Laufenden gehalten was man besser bleiben lassen sollte.

Es war im Verlauf der Gespräche zum Einen interessant zu erfahren (sein Institut war direkt damit beauftragt, die Vorgänge zu untersuchen) welche der Ergebnisse veröffentlicht wurden und vor allem welche nicht, zum Anderen kann ich mich gut an eine seiner Aussagen erinnern: "Weißt wenn die mit dem Tschernobyl die Strahlenbelastung erreichen wollen, die wir zu Zeiten der Oberflächen-Atombombentests in den 60ern über Jahre hinweg hatten, ohne dass es jemanden interessiert hätte, dann hätten sie schon alle Kraftwerkblocks hochjagen müssen, nicht nur einen."

Was mich zum Gedanken bringt, dass es doch im Hinblick darauf gar nicht so erstaunlich ist, dass so viele Menschen meiner Generation an Krebs eingehen.

An ein anderes höchst amüsantes Detail erinnere ich mich auch noch: Einige Zeit nach dem Unglück fingen die Lebensmittelproduzenten speziell für Molkereiprodukte an, die Strahlenbelastung auf den Packungen zu vermerken. Die Werte gingen runter, gingen runter, gingen runter, gingen wieder rauf ... und rauf ... und noch weiter rauf ... und dann haben sie sie lieber nicht mehr draufgedruckt.

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