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Das wichtigste Luftverkehrs-Drehkreuz Europas platzt aus allen Nähten. Londons Flughäfen reichen einfach nicht aus. Lösungen gibt es gleich drei. Der Haken ist ihr Preis: er liegt in jedem Fall zwischen 9 und fast 19 Milliarden Pfund.
Der britischen Hauptstadt London drohen im Luftverkehr bald Engpässe - es gibt zu wenig Start- und Landebahnen in Europas größtem Markt für Transatlantikflüge. Ein Ausbau der Kapazitäten wird allerdings teuer: Auf mindestens 9,3 Milliarden Britische Pfund veranschlagte eine von der Regierung eingesetzte Kommission die Kosten. Das Gremium nannte zudem drei mögliche Lösungen für das Problem und leitete eine öffentlichen Anhörungsphase ein, an deren Ende dann entschieden wird, welcher Flughafen der Stadt expandieren darf.
Zu den Optionen gehören zwei Konzepte, bei denen der Flughafen London Heathrow, Europas meistgenutztes Luftdrehkreuz, eine dritte Rollbahn erhalten soll. Ein weiteres Konzept sieht eine zweite Piste für den Flughafen London Gatwick im Süden der Hauptstadt vor.
Der Ausbau von Gatwick wäre die günstigste Option mit Kosten von 9,3 Milliarden Pfund (ca. 11,5 Milliarden Euro), wie aus den Dokumenten der Kommission hervorgeht. Die teurere Alternative für Heathrow würde bis zu 18,6 Milliarden Pfund (ca. 24 Milliarden Euro) kosten. Beide Vorschläge für Heathrow versprechen mehr als doppelt so große wirtschaftliche Vorteile wie ein Ausbau von Gatwick, so das Gremium. Der Ausbau der Kapazität soll in jedem Fall privat finanziert werden.
British-Airways-Muttergesellschaft zögert"Alle drei sind vollkommen glaubwürdige Optionen", sagte der Vorsitzende der Kommission, Howard Davies, zu Journalisten. Die Anhörungsphase endet am 3. Februar nächsten Jahres, den endgültigen Bericht will die Kommission dann im Juni vorlegen. "Wir haben eine gründliche Bewertung einer umfassenden Palette an Themen vorgenommen und uns die Vorteile und Auswirkungen jedes Vorschlags angeschaut", erklärte Davies. "Wir haben uns noch nicht angesehen, welcher Vorschlag das größte Gleichgewicht zwischen den Beurteilungskriterien schafft."
Bei der Anhörung geht es um eine Reihe von Themen, von Kosten über ökonomische Vorteile bis zu den Auswirkungen der verschiedenen Pläne auf die Umwelt. Willie Walsh, CEO der British-Airways-Muttergesellschaft International Consolidated Airlines Group, sagte, er zögere mit der Unterstützung für jede der Optionen. "Die Auswirkungen, die das auf meine Kostenbasis hätte, sind enorm", sagte er. Gleichzeitig zeigte er sich skeptisch, dass die Politik irgendeinen Ausbau unterstützen würde.
Die Kommission war im November 2012 mit externen Fachleuten eingerichtet worden, um einen Plan zur Beseitigung der knappen Start- und Landekapazitäten im Großraum London zu erarbeiten. Vorherige Versuche, das Thema anzugehen, waren gescheitert. "Wir haben ein Kapazitätsproblem", hatte der britische Luftfahrtminister Robert Goodwill eingeräumt. Bis 2030 werde eine weitere Piste in Englands Südosten benötigt, um die Nachfrage im Luftverkehr zu befriedigen, und bis 2050 vermutlich eine weitere. "Wir möchten das Problem gern ein für alle Mal lösen", sagte Goodwill dem Verband der Flughafenbetreiber.
Konkurrenz aus Paris, Frankfurt und NahostUm das Risiko zu verringern, dass die Pläne durch den anstehenden Wahlkampf beeinträchtigt werden, will die Kommission ihre Vorschläge erst nach den nächsten Parlamentswahlen in Großbritannien vorstellen. "Jede neue Regierung wird ihre Entscheidung auf Basis dieses Berichtes treffen", sagte Goodwill. Weder die Konservativen noch die oppositionelle Labour Party haben sich bislang verpflichtet, die Empfehlungen der Kommission umzusetzen. Sollte allerdings nicht gehandelt werden, drohe der nächsten Regierung echter wirtschaftlicher Schaden, denn Unternehmen würden ihren Sitz verlegen und Fluggesellschaften ihre Geschäfte verlagern, warnte Davies.
Gatwick-Chef Stewart Wingate argumentiert für einen Ausbau seines Flughafens. Damit werde zusätzliche Kapazität zu geringeren Kosten und mit weniger Lärmbelastungen für die Anwohner geschaffen als bei einem Ausbau von Heathrow. Sein Gegenpart bei Heathrow, John Holland-Kaye, hält dagegen, Großbritannien brauche ein einziges Drehkreuz mit Raum, um weiter zu wachsen und globale Märkte anzuzapfen sowie Großbritannien gegenüber Transit-Flughäfen in Paris, Frankfurt und dem Nahen Osten wettbewerbsfähig zu halten.
Ein Vorschlag des Londoner Bürgermeisters Boris Johnson zum Bau eines ganz neuen Flughafens wurde bereits ausgeschlossen. Davies wies den Gedanken zurück, dass sowohl Heathrow als auch Gatwick ein Ausbau gestattet würde. "Wenn man beides will, wird man keins bekommen", sagte er und argumentierte, dass Investoren für ein solches Szenario nicht gern Geld ausgeben würden.