Klapp-Cockpit zum Anziehen

    • Offizieller Beitrag

    ...oder was dabei herauskommt, wenn man eine 737 mit einer F16 kreuzt.


    Bei einigen hat sich ja herumgesprochen, dass ich an einem größeren Home Cockpit am Bauen bin. Das allerdings schon seit 2013, und es geht nur langsam voran, halt immer nur wenn ich Lust dazu habe. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.


    Cockpitbau betreibe ich ja nun auch schon länger, und vor langer Zeit habe ich mir von Opencockpits ein MCP, ein EFIS, ein FMC und einen Tiller gekauft. Das sollte eigentlich ins Home Cockpit. Dessen Konzept hat sich dann aber irgendwann in Richtung General Aviation verändert, womit die schöne Boeing-Hardware ungenutzt herumlag. Das ging so ja gar nicht.


    Wiederum einige wissen, dass ich im April meinen langjährigen Arbeitgeber verlassen habe (was dieser mir mit einer größeren Überweisung honoriert hat, die ja nun auch sinnlos verprasst sinnvoll angelegt sein will). Also waren die wesentlichen Faktoren zum Angehen eines neuen Projekts gegeben.


    Ich brauchte zu den vorhandenen 737-Komponenten ja auch nur noch ein paar Kleinigkeiten. Yoke, Pedale und einen Gear Lever von Simujabs, einen TQ von Throttletek und COM/NAV/ATC-Module von Opencockpits. Und ein 3D-CAD-Programm, aber das hatte ich schon.


    Die Anforderungen:

    • Zum 737 fliegen (was auch sonst)
    • Beweglich, also zum einfachen An- und Abstöpseln und woanders hin räumen.
    • Mit meinem vorhandenen Gaming-Stuhl zu verwenden.
    • Nicht breiter als mein aktueller PC-Platz, also 1,20m (daher die F16-Verwandschaft).
    • Möglichst platzsparend zu parken.


    Wie bei solchen Projekten üblich, vergehen zwei Drittel der Zeit mit dem Design – allerdings habe ich auch auf die Controls 4 Monate gewartet. Der Yoke wurde nach meinen Anforderungen auf der rechten Seite mit noch ein paar Buttons ausgerüstet, die ich im Sim für die Sichtverstellung benutze.


    Das hier kam beim Design schließlich heraus:


    3d-modell_1ykksu.png


    Die Rollen an der Seite sind nur zum Bewegen und werden dazu seitlich in Führungen eingesteckt. Geflogen wird ohne Rollen.


    Bzw. voll aufgerödelt und am Platz (auf dem Tisch muss man sich dann den 40"-Monitor vorstellen; den hab ich jetzt nicht modelliert):


    3d-modell_2jxj4u.png


    Die Seitenteile und der hintere Teil des Bodens sind einklappbar, vong dem Plads sparn her.


    Leider haben es die diversen Lieferanten nicht hinbekommen, anständige Maßzeichnungen zur Verfügung zu stellen; ich war froh dass ich ein paar Einbaumaße bekam. Weswegen ich mich beim Gear Lever auch grandios verschätzt habe. Meine Güte was ein Riesenteil – so einen hätt' ich auch gern. Der Gear Lever, der eigentlich vor dem TQ und unter dem MCP mittig auf dem dafür vorgesehen Panel laufen sollte, musste nun ganz nach außen – und geht auch so nur knapp an Throttle FWD und MCP vorbei. Zum Betätigen braucht man ein neues Gelenk im Arm, aber mit ein bisschen Übung klappt auch das. Wenigstens ist der Flap Lever beim Start nicht auch noch im Weg. Wer sich fragt wofür das kleine Lock unter dem Panel-Ausschnitt ist, der schaut mal auf den roten (fake) Entriegelungshebel. Genau. Hab ich auch erst gemerkt als ich den Gear Lever das erste mal bewegt habe.


    gear_leverl4kiv.jpg


    Die nächste Überraschung gab es, als Yoke und Pedale da waren. Die beiden Komponenten stehen ja direkt aneinander – und wo bitte soll jetzt das Kabel hin?


    yoke_pedals_clashnckem.jpg


    Ich sage euch, 2mm Blech mit Akkubohrer und Dremel zu bearbeiten ist eine Sau-Arbeit. Und ich wäre der erste gewesen, der das dem Hersteller mitgeteilt hat. Ich frage mich was die anderen so gemacht haben, die diese Kombination gekauft haben :/


    Aber all diese Dinge fechten einen echten Cockpitbauer ja nicht an. Nicht, dass UPS die Holzkiste mit dem Yoke durch die Gegend geschmissen hat (United breaks guitars, UPS breaks yokes) und das Control Wheel in Einzelteilen daher kam. Auch nicht dass der USB-Stecker des TQ beim dritten Anstecken ins Gehäuse gefallen ist – und beim Ausbau erst mal zwei Kabel abgerissen sind, weil die sich verklemmt hatten. Da gab es dann auch gleich noch ein bisschen Design Improvement. Und ein neues Control Wheel bekomme ich auch noch. Das kaputte habe ich erstmal zusammengeklebt. Geht sogar ganz gut.


    Die Struktur besteht übrigens komplett aus MDF-Platten und ein paar Alu-Profilen. 16mm für den Boden, 10mm für den unteren Rahmen und 5mm für die Aufbauten. Verklebt, zum Teil verschraubt, gespachtelt und 3x mit Wasserlack und Rolle lackiert. Auf der Platte über dem Tiller kann man statt der Tastatur auch ein Bier abstellen :D


    Tja, und nun ist das Ding fertig – und macht sogar was es soll. Mit der PMDG 737NGX, SIOC und einer uralten Beta von OC4BA (Opencockpits for Boeing Aircraft), die ich im Archiv gefunden habe, noch aus FS9-Zeiten. Ich glaube aber wenn alles läuft kauf ich mir von RKSoftware (flightsim4fun.com) auch mal eine richtige Lizenz.


    737_pit_1enj0e.jpg


    737_pit_3d0jkv.jpg


    737_pit_4xmjbc.jpg


    737_pit_5lak7t.jpg


    Zum Boarden ist etwas Gelenkigkeit erforderlich, weil erst der Stuhl in die Führungen kommt und dann der Pilot auf den Stuhl. Aber man ist ja noch jung (hüstel). Ich verlängere gerade die hintere Bodenplatte und die Führungen, dass man hineinrollen kann. Hoffentlich fühle ich mich dadurch nicht zu alt. Der Stuhl wurde eigens mit gebremsten Rollen gepimpt, aber wenn man kräftig in die Bremsen latscht (also die Pedale), lösen sich die Rollenbremsen und man rollt nach hinten weg. Das ist dann quasi ein complete brake failure. Nicht gut. Demnächst gibt es eine mechanische Arretierung. Formschluss ist eh besser als Kraftschluss. Ansonsten sitzt man aber durchaus stabil.


    Netzteile und Verkabelung waren auch noch so eine Sache. Natürlich braucht das eine Modul 12V, das andere 5V. Und natürlich reichte die Leistung des 12V-Netzteils dann nicht aus, auch noch den 10er-USB-Hub mit bis zu 5A zu versorgen (war der stärkste den ich finden konnte), so dass das Netzteil dafür auch noch irgendwo hin musste. Idealerweise nicht zu nah an die USB- und VGA-Leitungen, weil diese China-Netzteile ja oft ein bisschen knistern. Beinahe hätte ich mich geplagt, alles in den schmalen Kanal an der Frontseite zu stopfen – bis mir aufgegangen ist dass unter den Fußauflagen ja jede Menge Platz ist. Und geschirmt ist es durch das ganze Eisen obendrein. Angeschlossen wird das Ganze mit drei Kabeln: Netz, USB und Grafik.


    737_pit_2ubjkv.jpg


    Und das mit dem Parken klappt auch wie geplant.


    737_pit_6rqjql.jpg


    Luca sagt, ich hab einen an der Waffel. Irgendwo hat er recht...


    Was bau ich jetzt bloß als nächstes?


    :winke:

  • :thumbup: Mit dem Teil kannst du notfalls sogar ins Altersheim ziehen:D:duw:und dann mit dem Rollstuhl oder Rollator in dein Cockpi rollen:eek::duw:(aber nur wenn es dort schnelles Internet gibt)


    Haste toll gebaut!:thumbup::thumbup::)

    Gruß Thomas (online (Callsign)824) Ab sofort mit MSFS unterwegs :tanzen:  :thumbup:
    Gendern ist, wenn der Sachse mit dem Boot umkippt :rofl::D:kk:
    127942.png H3.gif Thojo.png

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    • Offizieller Beitrag

    :DOk sieht eher nach Plastik aus auf deren Website. Wie zufrieden bist du?

    Natürlich ist das Teil aus Plastik, genauer gesagt gefräste und zu Blöcken zusammengefügte Platten. Das einzige Metall ist die Achse für die Hebel. Und wenn ich es mir genau ansehe (was ich notgedrungen tun musste), könnte ich das besser auf meiner Fräse. Aber den Aufwand würde ich nicht treiben wollen.


    Von der Grüße her ist er gegenüber einem Original-Nachbau um etwa 1/3 verkleinert (entspricht also dem von FlightsimPM) , was mir aber bei diesem Cockpit ganz gelegen kommt. Ich wollte bewusst nicht so einen Oschi.


    Das Handling liegt in der Mitte zwischen Saitek-Aufsätzen und einem Original-Nachbau. Insofern bin ich damit zufrieden; es erfüllt meine Erwartungen. Natürlich darf man nicht zu sehr an den Hebeln reißen, sonst hat man sie in der Hand. Aber das passiert bei Saitek ja schon beim Staubsaugen RoyalToto :D


    Den GoFlight hatte ich mal in der Hand. Wenn sich daran seitdem nichts Grundlegendes getan hat, ist es zwar Metall, aber billiges, klappriges Blechspielzeug.